Acht-Brücken-Festival – Nachlese

Es war schön, in diesem Mai mal wieder Musik der unterschiedlichsten Formate im Rahmen des Acht-Brücken-Festivals zu genießen. Ein Gefühl, das sich bei mir einstellte: Der Mensch ist dem Menschen nicht mehr vornehmlich ein Virenübertrager. Neue, vorsichtige Unbekümmertheit…

Niklas Wendt am Regler

Neben dem fordernden Saunders-Konzert habe ich noch zum guten Schluss Niklas Wandts Erdtöne-Auftritt am 6.5. besucht. Schon merkwürdig, wenn ich mit meiner Wenigkeit beim Betreten des Festzeltes Nähe Philharmonie und Bischofsgarten den Altersdurchschnitt der Zuhörerschaft um mindestens 10 Jahre angehoben habe. Was wurde geboten? Eine Mischung aus elektronisch-vorgefertigten Sounds und Sequencern, akzentuiert mit akustischen Becken-Klängen und elektronischem Schlagwerk. Den Zuhörerinnen und mir hat’s gefallen, wie Shouts beim Wechsel unterschiedlicher Soundabschnitte verrieten. Anschließend trat Wendt noch als DJ in Erscheinung. (Hier ein kleines Soundbeispiel, das mir aber weniger gut gefällt als das am 6.5. Gebotene.)

Und als wirklichen Kehraus am 8.5. dann noch Tilar — Funk and Dance Night: offenbar ein Kölner Eigengewächs mit einem frischen Jazz, auf Bläsern und Gesang fußend. Für diese Füße und den Restkörper hieß der Imperativ: Beweg dich. Gerne mehr davon demnächst…

Belcanto – mein Arsch

Hörgewohnheiten bauen sich in der Lebenszeit auf. Bei mir in früher Zeit klassische Musik im heimischen Wohnzimmer, in der Schulzeit dann Pop, Rock und – Gipfel des „Avantgarde-Seins” – Jazz in den letzten Schuljahren des Gymnasiums. Heute dann alles eher eingedampft: Playlist-Stücke, die mich beim Schwimmen oder früher beim Autofahren unterhalten, und wo nach drei Tönen ist klar, was kommt und wie es endet. Musik im Bannkreis des erfolgskontrollierten Handelns, könnte man mit der Kritischen Theorie einwenden: Es geht um Stimmungen, die abgerufen werden sollen. Erkunden und neue Zusammenhänge herstellen? 0 Punkte.

Und doch möchte ich für den Mehrteil der von mir gehörten Musik beanspruchen, dass sie mir im Regelfall hinsichtlich Rhythmus oder Tonalität oder Leitmelodien oder Aufbau ein paar Brücken baut.

Wer sich auf Rebecca Saunders’ Myriad III einlässt, das ich gestern vor einer Woche in St. Peter / Kunststation erleben durfte, begibt sich definitiv in unbekanntes Gelände. Sie oder er bekommt eine Klanglandschaft völlig anderer Art geliefert: Hier geht es eher um Schwebungen oder Reibungen von Tonfolgen, die nichts Voraussehbares enthalten. Diese Art von Musik verlangt absolute Konzentration und ist (zumindest für mich) nur als Livemusik denkbar. In irgendeiner Art von Musikkonserve hätte ich Saunders’ Stück nach spätestens 2 Minuten den Saft abgedreht.

Live ergab sich aber trotzdem eine die Rezeption strukturierende Ordnung: Paarungen von Musikinstrumenten*, die im Fokus stehen, wechselnde Positionen, von denen aus die Musikerinnen und Musiker den Kirchenraum bespielen. Dann – gewissermassen als Intermezzi – Einsatz des Myriad-Spieldosenapparats: 2464 Spieldosen in einem Lichtschrank verpackt, die von den Musikerinnen und Musikern in Gang gesetzt, einen entspannenden Soundteppich knüpfen. Dieser Spieldosenschrank bildete dann auch den Schlusspunkt der Klanginstallation: Alle im Kirchenraum waren eingeladen, selbst die Spieluhren in Gang zu setzen. Ein aktivierender und auf-lösender Schlusspunkt.

Belcanto war hier nicht geboten, sollte aber auch keine geheime Norm für musikalisches Erleben sein.

Rainer Nonnenmann schrieb am 9.5.23 im KStA Saunders Werk allgemein charakterisierend: „Ihr [Saunders] geht es um die Gestaltung von Klängen, Farben, Dichte- und Bewegungsgraden. (…) Dieser Ästhetizismus ist bewunderswert und gleichzeitig defizitär, denn er ist weitgehend frei von historischen Tiefendimensionen (…). Man versinkt in den wahlweise sanften, harten oder schroffen Klängen. Doch sobald die Stücke verhallt sind, klingt nichts mehr davon nach.“ Vor allem der letzte Satz erscheint mir sehr wahr.

*ensemble mosaik: Simon Strasser | Oboe, Nathan Plante | Trompete, Chatschatur Kanajan | Violine, Sarah Saviet | Violine, Mathis Mayr | Violoncello, Niklas Seidl | Violoncello, Caleb Salgado | Kontrabass, Ernst Surberg | Klavier, Marco Blaauw | Trompete

Kardinalfehler Woelki #2

KHKT (Kölner Hochschule für Katholische Theologie)

Im September 2018 begann ich berufsbegleitend ein kleineres Theologiestudium, das sich „Theologische Zusatzqualifikation” nannte. Es startete an der Philosoph-Theologischen Hochschule in Sankt Augustin, die sich in den Händen der Steyler Missionare befand. Ich habe dort wie in Köln aufgeschlossene Dozentinnen und Dozenten gefunden, deren wissenschaftliche Qualifikation außer Frage stand. Diese Hochschule wurde zunächst dem Namen nach, später auch vom Ort her ab 2020 als Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) weitergeführt. Diese Hochschule befindet sich in den modernisierten Räumlichkeiten eines früheren erzbischöflichen Berufskollegs im Stadtteil Lindenthal.

Ausgerechnet Lindenthal, mag man denken. Wenn Kirche den „Stallgeruch” (Papst Franziskus) der Menschen annehmen sollte, müsste sie hier – metaphorisch gesprochen – Chanel N° 5 auftragen. Ein Unding für eine Kirche in der Nachfolge Jesu Christi! Auch soziologisch ist diese Entscheidung für Lindenthal anfechtbar: Hier verdienen 58 % der Menschen mehr als 3.600 € monatlich, weit mehr als sonstwo in der Mehrzahl der Stadtbezirke Kölns. Wie sollen Studentinnen und Studenten hier einen Blick für die Gegebenheiten und Nöte der Menschen erwerben? Statt „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!” (Mk 16,15) scheint für Herrn Woelki folgende Lesart vorzuherrschen „Geht in den Winkel und verkündet das Evangelium eurer Klientel”. Damit ist eine froh-machende, befreiende Botschaft um ihre wesentliche Eigenschaften beraubt.

Nicht nur der Ort ist fragwürdig: Ein existenzbedrohliches Problem für diese Hochschule ist ihre völlig ungeklärte finanzielle Basis: Woelki musste zur Finanzierung dieser Hochschule auf Sondervermögen zurückgreifen, das für diese Aufgaben gar nicht vorgesehen war. Dass Gremien wie der Haushaltsausschuss der Erzdiözese umgangen wurden, kann kaum verwundern. Jährlich werden aus dem Sondervermögen 3 Millionen € entnommen, vorgesehen waren in einer Anschubphase 1,2 Millionen Euro. Die Hoffnung auf Spender und Stiftungen, die hier hilfreich einspringen könnten, muss selbst ein Herr Woelki inzwischen aufgegeben haben. Dazu kommen diverse handwerkliche Fehler bei der Ausgestaltung von Arbeits- und Auflösungsverträgen, die das Budget der Hochschule weiter belasten. Nicht eingerechnet bei den Belastungen sind noch nicht einmal Rückstellungen für Pensionsberechtigungen.

Die fragwürdige institutionelle Aufhängung der KHKT neben einer etablierten und angesehenen theologischen Fakultät in Bonn* ist ein weiterer Punkt: Mit Recht legt der Staat, vertreten unter anderem durch die KMK fest, dass theologische Hochschulen sich der Interdiziplinarität einer größeren Hochschulumgebung stellen müssen. Das gilt gleichermaßen für die Ausbildung muslimischer wie christlicher Religionslehrer und Theologinnen und Theologen. Genauso muss der Staat gewährleisten, dass Studierende an der KHKT in den verschiedenen Studiengängen dort auch in Zukunft  ihren Abschluss machen können. Wenn die ganze Konstruktion wackelt, wird die staatliche Zusage für die Studierenden in dieser Hinsicht schwierig. Dann muss ggf. einer lehrenden Einrichtung wie der KHKT die Zulassung entzogen werden.

Was verspricht sich nun ein Herr Woelki von so einer Einrichtung? Priesterausbildung nimmt im Kirchenbild von Herrn Woelki die zentrale Rolle ein. Dass in ganz Deutschland im Jahre 2021 nur 62 Priester geweiht wurden, ist noch nicht richtig zum Erzbischof durchgedrungen. Um so mehr müssen die wenigen Priesteramtskandidaten – das darf man als Idee unterstellen – auf das rückwärtsgewandte Theologie- und Kirchenverständnis dieses Mannes eingeschworen werden. Woelki hat deswegen die Priesterausbildung an der KHKT zum „zentralen Anliegen” der Pastoral aufgewertet.

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So viel Anfang war nie…

Dieser Titel, einer Buchveröffentlichung des Verlages der SZ entliehen, trifft es: Die Nachkriegszeit bedeutete für Menschen, die Nazi-Reich und die Bombennächte überlebt hatten, die Rückkehr zu Alltag und all dem Glück, das auch dieser bereit hält.

Von diesem Glück handeln auch die Schwarz-Weiß-Fotos meines Schwiegervaters Peter Aachen. Selbst wenn nicht alle in technischer Hinsicht perfekt waren, spiegeln sie noch diese große Lebensfreude der Jahre nach 1945 berührend wieder. Dies gilt um so mehr, als Peter und Franziska in den Kriegsjahren zuvor nicht Täter, sondern Opfer waren. Hier einige Bilder:


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Dogan Akhanli – ein etwas anderer Held

Wieviele Saftsäcke der politischen Bühne erfreuen sich bester Gesundheit und dann stirbt so ein ruhiger und bescheidener Menschenrechtsaktivist und Schriftsteller… Nein, auch auf dieser Ebene geht es nicht gerecht zu in dieser Welt. Trotzdem sollten ihn alle Menschen in ihrem Herzen behalten. Dies gilt besonders für solche, die sich wie er für Frieden, Aufdeckung von Unrecht und beharrliches Widersprechen gegen gängige Lügen („Nein, in der Türkei hat es niemals einen Genozid an Armeniern gegeben”) einsetzen.

Ich habe ihn, als er noch in meinem Nachbarstadtteil Bickendorf wohnte, mal auf der Straße angesprochen und ihm meinen Respekt für sein Tun ausgesprochen. Auch per Email waren wir noch einmal in Kontakt. Shalom, Do?an Akhan?. Möge deine Person und deine Arbeit nicht in Vergessenheit geraten und von anderen Frauen und Männern fortgesetzt werden.

* Quelle des Fotos: Wikipedia-Artikel zu D. A.

MIQUA findet Unterschlupf im Kolumba

Ein Bauvorhaben in Köln sprengt mal wieder alle Planungsziele. Eigentlich war der Bezug des neuen, über der Mikwe und der archäologischen Zone in Rathausnähe errichteten Museums MIQUA für 2022 geplant. Um wieviel Jahre auch dieser schon nach hinten verschobene Bezugstermin gerissen wird, wissen die Götter.

Da es aber in diesem Jahr darum geht, an 1700 Jahre jüdischen Lebens in Köln zu erinnern, ist das Kolumba-Museum in die Bresche gesprungen. Dieses kleine feine Museum in der Kolumbastraße (Nähe Nord-Süd-Fahrt) hat zu diesem Zweck auch sein Ausstellungskonzept erweitert. Stand bislang die Kunst im Vordergrund, tritt jetzt explizit die Geschichte jüdischen Lebens in Köln als Ausstellungszweck hinzu. Zwei Ausstellungsstücke sind besonders spektakulär: Die Ausstellung enthält eine Replik eines Bildfrieses aus dem Titusbogen in Rom. Daneben ist auch bis zum 18.10.21 das Schriftstück zu sehen, das die 1700jährige Geschichte von jüdischem Leben in Köln nachweist. Ein Dekret von Kaiser Konstantin aus dem Jahr 321 ist glücklicherweise dadurch überliefert, dass im 6. Jahrhundert eine Abschrift für archivarische Zwecke der römischen Verwaltung angefertigt wurde.

Oft sind es aber auch die kleineren Ausstellungsstücke, die faszinieren: So steht zum Beispiel in einer Vitrine in Raum 10 ein Reliquienkreuz neben zwei silbernen Dosen. Beide haben wohl kultische Bedeutung, beide entstammen vermutlich verwandten Werkstätten. Sie werden damit zum Symbol eines zumindest partiell friedlichen Nebeneinanders von christlichem und jüdischen Leben in Deutschland.

Allen an Stadtgeschichte, jüdischer Geschichte und Kunst Interessierten ist die Ausstellung In die Weite nachdrücklich empfohlen. Vielleicht würde die Ausstellung noch breitere Kreise ansprechen, wenn die beiden Prunkstücke (Titusfries, Kaiserurkunde) ein wenig medial aufbereitet würden. Für nachdrücklich Interessierte liefert das kleine blaue Ausstellungsbüchlein die nötigen Informationen. Ausstellung bis zum 15.8.2022.

Alternativ-Sein schützt nicht vor Hirnschädigung – oder ist das zu hart formuliert?

Ja, es gibt nachweislich Leute, die nach einer Covid-Schutzimpfung gestorben sind. Deren Prozentzahl bewegt sich im Bereich von kleinen Bruchteilen eines Promills. Auch deren Tod gehört beklagt.

Diese Meinungsäußerung aus Schablone und Sprühdose fand ich in der Marienstraße, bei mir um die Ecke. Für mich spricht die Form der Meinungsäußerung für alternatives Milieu.

Wer sich darüber aber über die inzwischen 91.679 Todesfälle durch Covid-19 (Stand 3.8.21, 13 Uhr, Quelle: RKI) hinwegsetzt, muss sich ernstlich nach seiner / ihrer Tauglichkeit für einen vernunft- und evidenzbasierten Diskurs fragen lassen.

Gleiches gilt für eine Klage über die Corona-Diktatur, die sich am Ende meiner Straße Richtung Vogelsanger Straße finden lässt. Macht mich einfach nur baff…

 

Aus dem Quark kommen beim Impfen

Die Zahlen bei den Schutzimpfungen gegen Covid-19 sind ernüchternd: Deutschland erreicht bis 3.3.21 6.604.578 Impfungen, Köln 46.514 (bis 4.3.21). Legt man das Tempo von damit erreichten 694 Impfungen in Köln pro Tag zu Grunde, würde es weitere 941 Tage dauern, bis 700.000 der einen Million Kölner Einwohner geimpft wären. Das sind fast 3 Jahre! Ein ähnliches Ergebnis stellt sich ein, wenn Deutschland betrachtet wird: Selbst wenn ein bescheidenes Ziel formuliert wird und nur 50 Millionen weitere Deutsche geimpft werden sollen, würde dies – mit dem bislang erreichten Tempo (98.576 Impfungen / Tag) weiterbetrieben – noch 507 Tagen dauern.

Angesichts der gefährlichen Mutationen des Virus aus England und Süd-Afrika mutet das wie mutwillige Selbstverstümmelung an. Gewiss, noch sind nicht die Mengen an Impfdosen vorhanden, die man benötigt. Wenn man aber auf das versprochene Hochfahren der Produktion setzt, wäre es denkbar, einen Teil der Reserven für die Zweitimpfung jetzt anzugreifen. Damit wäre es möglich, die Zahl zumindest der Erstgeimpften schneller nach oben zu treiben. Und: Nicht alle Vakzine benötigen zwei Impfungen.

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Retreat in the city from the city – Remix

Am Anfang steht die Frage: Stuhl oder Bänkchen? Für jeweils 40 Minuten direkt mit dem Bänkchen einzusteigen, verwerfe ich. Es geht ja beim Zen-Sitzen darum zur Ruhe zu kommen. Also Stuhl, nach der Verneigung sich hinsetzen, Hände schalenförmig ineinander gelegt, nach kurzer Zeit ertönt ein Gong. Es kann losgehen. Versuch eines exemplarischen Erlebnisprotokolls:

Dominik lädt zu einem Body Scan ein. Also spüre ich nach, wie die Füße, die Beine, das Gesäß, der Rumpf, der Kopf, die Schultern, Arme und Hände sich anfühlen. Das regelmäßige Atmen und die Ruhe im Raum hilft runterzukommen. – Du musst noch das Altglas wegbringen lässt sich die innere Quasselstrippe vernehmen. – Nicht wichtig, wegatmen. – Vom Cäcilienhof lässt sich ein Lachen vernehmen: richtig, ich bin in der Stadt und nicht in Bullerbü. Drogenkonsum und Lachen schließen sich nicht aus. – Allmählich gelingt es mir besser, das Atmen fließen zu lassen. Wenn ich zu sehr das Ausatmen betone, kommt allerdings der nächste Atemzug mit ein bisschen Not. Das lernt sich, bin ich mir sicher. – Von ferne ein Martinshorn – nicht wichtig, weiter atmen. – Die Tauben gurren auf dem Dach, schön entspannend. Die genießen den warmen Sommertag genauso wie wir in der kühlen Kirche. Was erzähle ich hinterher? Der innere Reportgenerator hat doch Ausgang, hat aber das Wort Geh’ mal offensichtlich nicht hören wollen. – Also weiteratmen. Irgendwann werde die inneren Stimmen gedämpfter und bleiben phasenweise ganz weg – ich kann den Satz, den ich mir für diese Sitzung selbst gewählt habe Gott wendet sich mir zu anders vergegenwärtigen.

Und dann nach drei von diesen seidigen Atemzügen, die nicht gemacht sind, ist der Kanal auf einmal von allen Störeinflüssen gereinigt. Mir ist auf einmal sonnenklar, tatsächlich Gott wendet sich mir zu – ohne Bedingung, unverdient,  gratis, mir mit meinen Macken und Mängeln. Wie überwältigend ist dann denn?! Ein Gefühl zum Eintüten* – was natürlich nicht geht. Die Erfahrung lässt sich zwar nicht beliebig reproduzieren, aber mit beharrlichem Weiteratmen lassen sich die Voraussetzungen schaffen – das ahne ich. Irgendwann ertönt das Glöckchen zum zweiten Mal: vierzig Minuten waren dann gar nicht soo lang. Der lichtdurchflutete Kirchenraum und der schattige Innenhof von St. Peter laden ein, im Gehen behutsam Welt und andere Körpereindrücke wieder zuzulassen. Bis dann ein Ton zur nächsten Sitzung einlädt.

*Ich bin nicht der einzige, der ein Exzellenzerlebnis bewahren möchte. Bei Petrus, bekannt für seine Übersprungshandlungen,  – wie ich im Tagesevangelium des schlichten Abschlussgottesdienstes erfahre – heißen die »Tüten« Hütten:
Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. (Mt 17,4)

6 Gründe, warum die Einrichtung einer türkischen Schule in Köln eine schlechte Idee ist

Der Versuch, über eine Zentralmoschee die Verbundenheit der türkischen Community mit Köln zu erhöhen, ist bereits gehörig in die Hose gegangen. Wir erinnern uns, Erdogans Schaulauf, aber kein Vertreter der Stadt Köln: Einladung vergessen oder so.

Wer in der Schule mit türkischstämmigen Schülern und Eltern zu tun hat, wird wissen, dass das Deutsch mancher Eltern auch nach 20 oder 30 Jahren Leben in Deutschland kaum eine Verständigung erlaubt. Eine türkische Schule wird diese Tendenz, sich in seinem türkischen Kokon einzurichten, nur verstärken.

Die meisten Moscheen werden über die DITIB ausgehend von der staatlichen Religionsbehörde der Türkei Diyanet am kurzen Gängelband gehalten. Das schließt Gebete für Militäroperationen der Türkei in Syrien oder Spitzelaufrufe an die Hocas ein. Die Erwartung, dass Schulen sich in erster Linie dem Grundgesetz und nicht der türkischen Aufsicht verpflichtet fühlen, ist naiv.

Der Ramadhan ist im deutschen Schulsystem ein großes Problem: Fällt der Ramadhan in den Sommer, kommen bei großer Hitze häufig unausgeschlafene und mitunter aggressive Schüler in die Schule. In einer türkischen Schule wird dieses Problem zu Lasten sehr laxer Leistungsanforderungen in dieser Zeit vermutlich nicht bestehen. Es ist aber zu bezweifeln, ob unter solchen Umständen die Leistungsstandards des deutschen Schulsystems erfüllt werden.

Bereits jetzt ist es so, dass die meisten türkischstämmigen Schülerinnen und Schüler kaum das deutschsprachige Informationsangebot von Fernsehen und Zeitungen nutzen. Türkische Schulen werden diese Tendenz, nur die in der Regel gleichgeschalteten Medienangebote aus der Türkei zu nutzen, verstärken.

Der Wunsch, die eigene Sprache vertieft und auch als entsprechend gewichtetes Fach zu lernen, ist berechtigt. Soweit erforderlich können entsprechende Angebote an den bestehenden Schulen ausgebaut werden. Türkisch sollte auch als Leistungskurs gewählt werden können.