Der Schnäuzer ist (wieder) da

Nein, nicht einmal einem Scholz ist zuzumuten, sich mit diesem „Diktator“ (Draghi, 8.4.2021) treffen zu müssen. Dieser Erdogan-…Mensch steht für eine Türkei, die zumindest vom Einflussbereich her nahtlos an ein Osmanisches Reich anknüpfen möchte, und die gleichzeitig im eigenen Land für Unterdrückung, Missachtung von Menschenrechten und wirtschaftlichen Niedergang steht. Diesem Mann muss man bei allem nötigen Pragmatismus nicht den Hof machen.

Wer noch Zweifel hat, wes Geistes Kind die offizielle Türkei ist, wird durch einen Vorgang aus einer Ditib geleiteten Moschee in Köln-Chorweiler belehrt. Dort durfte ein Taliban-Vertreter aus Afghanistan in den letzten Tagen für Unterstützung der Taliban werben. Diese Handlung fällt letztlich zurück auf den türkischen Staat, der via der staatlichen Religionsbehörde Diyanet die Ditib in Deutschland steuert.

Staatliche menschenfeindliche Politik der Türkei zur Kenntlichkeit verändert…

Schweigemarsch zur Synagoge in Köln

Auch ohne den barbarischen Überfall der Hamas auf Israel am 7.10. ballt sich um den 9.11. herum das Gedenken an Verschiedenes mit Bezug zum Thema Judentum. In diesem Umfeld, zu dem am 9.11. die Erinnerung an die Reichsprogromnacht gehört, riefen an diesem Dienstag die christlichen Kirchen in Köln zu einem Schweigemarsch vom Roncalli-Platz zur Synagoge an der Roonstraße auf. Hier stand der jüngste Überfall im Gaza-Streifen im Mittelpunkt. Etwa 2.500 Menschen folgten dem Aufruf und setzten in der Kölner Stadtgesellschaft ein Zeichen gegen Antisemitismus.

Gerade wenn andere gesellschaftliche Gruppierungen wie die Linke oder feministische Kreise beim Thema „Israel” häufig schnell zur Tagesordnung übergehen wollen, ist es ein gutes Zeichen, dass Kirchen ein wenig von ihrer zivilgesellschaftlichen Rolle wieder entdecken. Sie ist über den noch immer schwelenden Missbrauchsskandal reichlich in den Hintergrund gerückt. Andererseits könnten Kirchen mit dem längeren Zeithorizont ein gutes Gegengewicht gegen falsche tagespolitische Zuspitzungen spielen.

Was ist zu melden? Robert Kleine gab zu Beginn der Veranstaltung einige klare und deutliche Gedanken zum Anlass zu Gehör. Zügig setzte sich dann der Schweigegang in Bewegung und führte an der 1938 zerstörten Synagoge von 1861 in der Glockengasse vorbei.

Es wäre schön, wenn bei anderen Gelegenheiten dieser Art mehr jüngere Kölnerinnen und Kölner auf die Straße fänden. Ich fühle mich auch mit jüngeren Menschen wohl…

Auto laut Pimmel klein

Männer der Levante: Es gibt doch überzeugendere Möglichkeiten, Männlichkeit zu zeigen als hochmotorisiert durch die Gegend zu brettern – oder…
Männer der Levante: selbst- und fremdgefährdend durch die Straßen zu brettern ist nicht männlich …
auch deutsche Kartoffeln sind nicht gegen Raserirrsinn gefeit. Interessant diese Innensicht von SZ-Autor Philipp Mausshardt: Die Lebensbeichte eines Rasers

Kardinalfehler Woelki #4

Dilige et fac ut vis. (Augustinus)

Dieser Satz des Kirchenlehrers Augustinus (*354 – †430) lässt sich mit Liebe und [dann] tue was du willst übersetzen. Man mag kaum glauben, was im Namen der Liebes-Religion Christentum in Köln aus diesem Satz gemacht wird. Ein Woelki springt nur allzu bereitwillig auf eine Denunziation des Mettmanner Pfarrers Ullmann in Rom auf, der gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hatte.

Wer kann allen Ernstes daran zweifeln, dass sich schwule und lesbische Paare weniger lieben als dies Hetero-Paare tun? Kirche stände es nur zu gut an, angesichts der Vielzahl von schlecht aufgearbeiteten Missbrauchsskandalen in den eigenen Reihen hier mit Demut und Bescheidenheit voranzugehen.

Christoph Kuckelkorn hat die ganze Absurdität der Situation mit einem Facebook-Beitrag deutlich gemacht: Bierfässer werden gesegnet, gleichgeschlechtlich liebenden Paaren wird dieser Segen vorenthalten.

dilige et fass ut vis – die Lesart des Kardinals

Gut, dass drei Bischöfe in NRW wie auch Stadtdechant Kleine deutlich gemacht haben, dass sie diesen Irrsinn nicht mittragen. Bis Herr Woelki den schon lange überfälligen Rücktritt von seinem Kardinals- und Bischofsamt vollzieht, sollten wir ihm den Gehorsam und die Kooperation aufkündigen. Sie mögen subjektiv glauben, Herr Woelki, irgendeiner hehren Sache zu dienen. De facto machen sie aus dem Christentum eine Lachnummer.

Ceterum censeo Woelkium esse retractandum…* (Im übrigen meine ich, dass Woelki zurücktreten muss.)

Denkmal für Armenier-Genozid erhält Fürsprecherin*

Mit Henriette Reker erhält das bislang Jahr um Jahr wieder abgebaute Denkmal zur Erinnerung an den im Gebiet der heutigen Türkei verübten Genozid eine prominente Fürsprecherin.  (KStA 10./11.6.23) Es wird sich erweisen, ob die Initiative „Völkermord erinnern“, die Stadt Köln und die Kräfte der Zivilgesellschaft sich gegen die Pressionen von Ditib, Grauen Wölfen und „Initiativ Türk“ durchsetzen können und diesem Denkmal einen dauerhaften Platz sichern.

Für Hitler war dieser Genozid an 1,1 bis 1,4 Millionen christlichen Armeniern die Blaupause, um den Genozid an den europäischen Juden voranzutreiben. Sein Kalkül: Wenn ein Genozid dermaßen unbeachtet bleibt von weiten Teilen der Welt, wird eine Ermordung der Juden ebensowenig Aufmerksamkeit verursachen. Deutsche Mitverantwortung für ein Gedenken an diesen Genozid entsteht auch aus der Situation im 1. Weltkrieg: Das Deutsche Reich und das Osmanische Reich waren Bündnispartner. Obwohl sich der Völkermord im „Hinterhof“ dieser Bündnispartner vollzog, opponierten nur wenige Deutsche wie Johannes Lepsius und Armin T. Wegner gegen dieses Morden.

Gegen alle Versuche, den historisch gut belegten Völkermord schlankweg zu leugnen, stehen erfreulicher Weise auch einige wenige türkischstämmige Deutsche wie Cem Özdemir.

Links:
Initiative Völkermord erinnern
Dokumentation Aghet auf facebook
Franz Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh (Verarbeitung des Genozids in Romanform)
Armin T. Wegner, Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste (Wallstein-Verlag)

*Ich bin in der Vergangenheit nicht mit allen Entscheidungen von Frau Reker einig gewesen.

Kardinalfehler Woelki #3

Christentum bekennen

Pfingsten, das Fest, das Christinnen und Christen mit der Begründung von Kirche verbinden, liegt eine Woche zurück. Kirche, so wurde mir zu Beginn meines kleinen Theologie-Studiums vermittelt, konstituiert sich durch drei, bei manchen durch vier, Begriffe: Dies sind die Elemente Martyria (Bekenntnis), Liturgia (Austausch mit Gott im Gottesdienst), Diakonia (praktisches Umsetzen der Nächstenliebe) und – manche fügen noch hinzu – Koinonia (Gemeinschaft).

Liturgia und Diakonia funktionieren – wenn man das so nennen will – einigermaßen. Das Bekenntnis des Glaubens, bei dem die eigene, je individuelle und persönliche Entscheidung zum Glauben benötigt wird (Martyria), hat sich aber für viele Menschen in Deutschland erledigt. Sie verlassen in Scharen die Kirche, weil das Bekenntnis zu Christus durch den Apparat korrumpiert wird. Und es sind nicht diejenigen, die sich vor Jahren vielleicht an Heilig Abend in die Kirche aufgemacht haben und sonst nicht. Es sind die Hard Core-Katholikinnen und -Katholiken, die Kommunionsvorbereitung mitgestaltet haben, die im Pfarrgemeinderat saßen oder die regelmäßig die Kirche besuchten, die sich enttäuscht abwenden. Eine Zahl für das Erzbistum Köln: Nachdem die Corona-Zeiten die Zahlen zwischendurch aus technischen Gründen vermindert haben, haben im Jahr 2022 alleine im Amtsgerichtsbezirk Köln 20.331 katholische Christinnen und Christen die Kirche als rechtliche Körperschaft verlassen. Wer will es ihnen verdenken? Die Impertinenz, mit der Amtskirche auf diese Abstimmung mit den Füßen reagiert, zieht einfach weitere, die gerade weil ihnen ihr persönlicher Glauben wichtig ist, nach sich. Die können auf diese Sturheit ihnen gegenüber und für ihre Anliegen nur mit dem Gang zum Amtsgericht reagieren.

Welches Maß an Begriffsstutzigkeit und Realitätsverleugnung muss man aufbringen, Herr Woelki, um sehenden Auges gerade mal nichts zu tun angesichts der Selbstzerlegung der katholischen Kirche hier? Es ist evident, dass die gegebene Sozialform der Kirche nicht überlebensfähig ist. Für diesen Befund sind Sie nur ein Puzzlestein. Dass Sie aber, Herr Woelki, den Eindruck vermitteln, dass die katholische Kirche hier Ihr Privateigentum ist, ist schlichtweg ein Skandalon. Das Vertrauen, das Generationen von Gläubigen in die katholische Kirche aufgebaut haben und in sie investiert haben, ist so gut wie restlos aufgebraucht. Menschen, die ihren eigenen Glauben wertschätzen, werden vor die Alternative gestellt, ihren christlichen Glauben hochzuhalten oder einer Institution den Rücken zu stärken, die vielem von dem für wichtig Gehaltenen in ihrer alltäglichen Praxis (Beispiel: Inklusion statt Ausschluss von LGBQ+-Menschen) widerspricht.

Lassen Sie es jetzt endlich gut sein. Sogar Päpste sind von ihrem Amt zurückgetreten, wie ein Blick auf Papst Coelestin und Papst Benedikt zeigt. Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist im November 2022 zurückgetreten. Keiner muss an einer Stelle ausharren, die der Kirche und vermutlich auch Ihnen selbst nicht gut tut. Machen Sie den Weg frei für einen Neuanfang im Bistum…

Ceterum censeo Woelkium esse retractandum…

Fünf weitere Jahre mit dem Schnäuzer

Den Schnäuzer haben wir also 5 weitere Jahre an der Backe. Eine galoppierende Inflation, starke staatliche Überschuldung, dramatischer Rückgang der Lebensqualität der meisten Türkinnen und Türken, eine desorganisierte und viel zu spät kommende Rettungsaktion nach dem letzten großen Erdbeben im Februar – all’ das hat Erdogan offenbar kaum geschadet. Allerdings fanden die Parlamentswahlen unter Bedingungen statt, die kaum das Attribut „demokratisch” verdienten. Erdogan war z.B. auf 31 Fernsehsendern ständig präsent, sein Herausforderer Kilicdaroglu durfte nur in einem Fernsehsender auftreten. Dass der populäre Bürgermeister von Istanbul Imamoglu aus fadenscheinigen Gründen von der Bewerbung zu den Wahlen ausgeschlossen wurde, war ein weiterer Baustein für Erdogans Erfolg bei den Wahlen vor einer Woche.

Was mich besonders befremdet, ist die hohe Zustimmung zu Erdogan in Deutschland. In vielen Städten hat er über 60 % der Stimmen der in Konsulaten erfassten Stimmen erhalten. Was läuft schief, wenn sich Menschen, die trotz der freien Berichterstattung hier Erdogan wie eine Vaterfigur bejahen und wählen? Eine Antwort habe ich bei Ruud Koopmans, Das verfallene Haus des Islam gefunden. In seinem mit Statistiken gespickten Buch führt er aus, dass hohe Kinderzahl in den türkischen Familien, Orientierung auf die eigene Herkunftsgruppe, schlechtere Sprachkenntnisse im Vergleich zu anderen Migrantengruppen ein Wechselspiel von schlechterem Selbstwertgefühl, schlechteren Bildungsabschlüssen und mangeldem beruflichen Erfolg nach sich ziehen. Er schreibt:

Im Einwanderungskontext behindern außerdem die religiösen Regeln des Islam (…) den Kontakt zu Nichtmuslimen, zum Beispiel weil gemischtgeschlechtliche Aktivitäten vermieden oder Ehen mit Nichtmuslimen abgelehnt werden. Der Mangel an Freundschaften und familiären Bindungen zu Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft wirkt sich sehr negativ auf die Arbeitsmarkt- und Bildungschancen der Muslime aus. Dies betrifft auch den Spracherwerb, sowohl für erwachsene Migranten als auch für ihre Kinder. Wer die Sprache nicht gut beherrscht, hat es schwerer, einen Job zu finden, und Kinder, die in der Schule zum ersten Mal mit der Landessprache in Berührung kommen, können ihre Bildungsnachteile oft nie mehr ausgleichen. So ergibt sich ein intergenerationeller Teufelskreis von soziokultureller Segregation und sozioökonomischer Benachteiligung, der dazu führt, dass die soziale Mobilität von Muslimen hinter der anderer Einwanderergruppen zurückbleibt. [ebd., S.209]

Was Koopmans schreibt fand ich vielfach in meiner Arbeit als Hauptschullehrer in Köln bestätigt.

Dass dies nicht auf jede muslimische Community zutreffen muss, zeigt allerdings ein Blick auf die aus dem Iran stammenden Menschen. Nicht von ungefähr wurde der zu ihr gehörende Schriftsteller Navid Kermani auch schon mal als Kandidat für das Bundespräsidenten-Amt gehandelt. Die allermeisten sind gut integriert, nicht zuletzt weil sie sehr bildungsoriertiert sind. Stellen wir uns vor, eine Figur aus dem Iran, die Erdogan entspräche, dürfte hier in Deutschland auch von Exil-Iranerinnen und -Iranern gewählt werden. Ich würde eine Flasche Wein wetten, dass ein solcher Kandidat maximal 5 Prozent der Stimmen bekäme. Das sehe ich offenbar nicht alleine so, wie folgende Zuschrift im Netz zeigt:

Es ist schade, dass Menschen wie Ugur Sahin und Özlem Türeci von Biontech Ausnahmen für gelungene Bildungsbiographien Türkischstämmiger in Deutschland geblieben sind.

Acht-Brücken-Festival – Nachlese

Es war schön, in diesem Mai mal wieder Musik der unterschiedlichsten Formate im Rahmen des Acht-Brücken-Festivals zu genießen. Ein Gefühl, das sich bei mir einstellte: Der Mensch ist dem Menschen nicht mehr vornehmlich ein Virenübertrager. Neue, vorsichtige Unbekümmertheit…

Niklas Wendt am Regler

Neben dem fordernden Saunders-Konzert habe ich noch zum guten Schluss Niklas Wandts Erdtöne-Auftritt am 6.5. besucht. Schon merkwürdig, wenn ich mit meiner Wenigkeit beim Betreten des Festzeltes Nähe Philharmonie und Bischofsgarten den Altersdurchschnitt der Zuhörerschaft um mindestens 10 Jahre angehoben habe. Was wurde geboten? Eine Mischung aus elektronisch-vorgefertigten Sounds und Sequencern, akzentuiert mit akustischen Becken-Klängen und elektronischem Schlagwerk. Den Zuhörerinnen und mir hat’s gefallen, wie Shouts beim Wechsel unterschiedlicher Soundabschnitte verrieten. Anschließend trat Wendt noch als DJ in Erscheinung. (Hier ein kleines Soundbeispiel, das mir aber weniger gut gefällt als das am 6.5. Gebotene.)

Und als wirklichen Kehraus am 8.5. dann noch Tilar — Funk and Dance Night: offenbar ein Kölner Eigengewächs mit einem frischen Jazz, auf Bläsern und Gesang fußend. Für diese Füße und den Restkörper hieß der Imperativ: Beweg dich. Gerne mehr davon demnächst…

Belcanto – mein Arsch

Hörgewohnheiten bauen sich in der Lebenszeit auf. Bei mir in früher Zeit klassische Musik im heimischen Wohnzimmer, in der Schulzeit dann Pop, Rock und – Gipfel des „Avantgarde-Seins” – Jazz in den letzten Schuljahren des Gymnasiums. Heute dann alles eher eingedampft: Playlist-Stücke, die mich beim Schwimmen oder früher beim Autofahren unterhalten, und wo nach drei Tönen ist klar, was kommt und wie es endet. Musik im Bannkreis des erfolgskontrollierten Handelns, könnte man mit der Kritischen Theorie einwenden: Es geht um Stimmungen, die abgerufen werden sollen. Erkunden und neue Zusammenhänge herstellen? 0 Punkte.

Und doch möchte ich für den Mehrteil der von mir gehörten Musik beanspruchen, dass sie mir im Regelfall hinsichtlich Rhythmus oder Tonalität oder Leitmelodien oder Aufbau ein paar Brücken baut.

Wer sich auf Rebecca Saunders’ Myriad III einlässt, das ich gestern vor einer Woche in St. Peter / Kunststation erleben durfte, begibt sich definitiv in unbekanntes Gelände. Sie oder er bekommt eine Klanglandschaft völlig anderer Art geliefert: Hier geht es eher um Schwebungen oder Reibungen von Tonfolgen, die nichts Voraussehbares enthalten. Diese Art von Musik verlangt absolute Konzentration und ist (zumindest für mich) nur als Livemusik denkbar. In irgendeiner Art von Musikkonserve hätte ich Saunders’ Stück nach spätestens 2 Minuten den Saft abgedreht.

Live ergab sich aber trotzdem eine die Rezeption strukturierende Ordnung: Paarungen von Musikinstrumenten*, die im Fokus stehen, wechselnde Positionen, von denen aus die Musikerinnen und Musiker den Kirchenraum bespielen. Dann – gewissermassen als Intermezzi – Einsatz des Myriad-Spieldosenapparats: 2464 Spieldosen in einem Lichtschrank verpackt, die von den Musikerinnen und Musikern in Gang gesetzt, einen entspannenden Soundteppich knüpfen. Dieser Spieldosenschrank bildete dann auch den Schlusspunkt der Klanginstallation: Alle im Kirchenraum waren eingeladen, selbst die Spieluhren in Gang zu setzen. Ein aktivierender und auf-lösender Schlusspunkt.

Belcanto war hier nicht geboten, sollte aber auch keine geheime Norm für musikalisches Erleben sein.

Rainer Nonnenmann schrieb am 9.5.23 im KStA Saunders Werk allgemein charakterisierend: „Ihr [Saunders] geht es um die Gestaltung von Klängen, Farben, Dichte- und Bewegungsgraden. (…) Dieser Ästhetizismus ist bewunderswert und gleichzeitig defizitär, denn er ist weitgehend frei von historischen Tiefendimensionen (…). Man versinkt in den wahlweise sanften, harten oder schroffen Klängen. Doch sobald die Stücke verhallt sind, klingt nichts mehr davon nach.“ Vor allem der letzte Satz erscheint mir sehr wahr.

*ensemble mosaik: Simon Strasser | Oboe, Nathan Plante | Trompete, Chatschatur Kanajan | Violine, Sarah Saviet | Violine, Mathis Mayr | Violoncello, Niklas Seidl | Violoncello, Caleb Salgado | Kontrabass, Ernst Surberg | Klavier, Marco Blaauw | Trompete