gemeinsam #besserweiter

Ein paar Menschen gibt es offensichtlich in diesem Land, die immer mal wieder gute Ideen aushecken. Zu diesen Ideen gehörte für mich das BesserWeiter-Ticket, das die DB und andere Verkehrsbetriebe vom 13.9. bis zum 26.9.21 anboten. Mit Hilfe dieses Tickets war es möglich, in ganz Deutschland mit (fast) allen Verkehrsmitteln kostenlos rumzufahren. Ausgenommen waren ICEs und andere überregionale Züge. Voraussetzung für das Ticket: Ein Abo bei einem örtlichen Verkehrsbetrieb.

Mich hat diese Möglichkeit dazu inspiriert, das Main-Tal surfend zu erkunden. Sehr nett, Fotos hier. Meine Bereitschaft, das eigene Auto abzuschaffen, steigt kontinuierlich. Getränkekästen lassen sich auch anders heranschaffen.

Noch ein paar Wünsche für die Zukunft: bitte mehr Transparenz, in welchen Streckenabschnitten z.B. bei der Mittelrheinbahn das Ticket nicht gilt. Mehr Publicity für solch ein Ticket: Wir alle wollen doch den Individualverkehr vermindern.

Dreitälerweg Merten – Süchterscheid – Blankenberg

Manche Dinge liegen mehr oder weniger vor der Haustüre. Man muss sie allerdings wahrnehmen. Von daher ist die Covid-19-Zeit für mich nicht nur die Große-Gürtel-enger-schnallen-Zeit gewesen, sondern auch der Zugang zu Neuem.

Auf die Gefahr hin, demnächst (zu) viele Menschen auf diesem Weg zu finden, hier ein Plädoyer für den Dreitälerweg in der Siegregion. Dieser lässt sich mit der DB von Köln aus in 40 Minuten erreichen. Einstieg zum Wanderweg ist die Bahnstation Merten. Von dort geht es am ehemaligen Kloster vorbei und über die Siegbrücke zum Krabachtal (Tal #1). Der Weg folgt diesem Tal, bis die Zufahrt nach Süchterscheid gekreuzt wird. Über Süchterscheid (Einkehrmöglichkeit im Landhaus Süchterscheid, gegenüber der Kirche, oder in dem netterweise von dem Biobetrieb Hüsgen bereitgestellten “Wanderhüttchen”) wird das Ahrenbachtal (Tal #2) erreicht. Dieses ist der landschaftlich vielleicht schönste Teil der Strecke. Dieser führt zunächst sanft bergab, bevor er kurz vor Blankenberg wieder ansteigt. (dort vielfältige Einkehrmöglichkeiten). Der letzte Abschnitt erfolgt süd-östlich an der Stadtmauer Blankenbergs entlang talwärts zur Sieg (Tal #3) und zum Ausgangspunkt Merten zurück. Wer in Blankenberg schon genug gewandert ist, kürzt ab und benutzt schon in Blankenberg die Bahnstation. Die Züge von dort verkehren halbstündig und schnell sind Hennef, Siegburg oder Köln wieder erreicht.

Eine ausführliche Weg-Beschreibung mit gpx-Datei findet sich hier. Viele Fotos, die auf der Strecke entstanden sind, sind hier. Es gibt zwar auch eine Beschilderung des Weges, die einen aber an entscheidenden Stellen im Stich lassen kann. Mit Wander-Navi sind Sie jedenfalls auf der sicheren Seite! Die Gesamtstrecke (einschließlich Merten) wird mit 16,74 km angegeben.

Ohne die Rückkehr nach Merten lässt sich die Strecke in etwas mehr als 3 Stunden netto bewältigen. Viele Pflanzen, landschaftlich sehenswerte Streckenabschnitte, eine Wallfahrtskirche in Süchterscheid und die in den letzten Jahren herausgeputzte Burg in Blankenberg machen die Strecke vielseitig und attraktiv. Wer Glück hat, sieht auch die Roten Milane, die ich schon an verschiedenen Abschnitten der Strecke beobachten konnte.

Mainz & Blankenberg

Auch das noch: Fungie ist fort

Für 37 Jahre besaß das Städtchen Dingle auf der gleichnamigen Halbinsel eine verlässliche Attraktion: Der auf den Namen Fungie getaufte Delfin lebte ortsfest im großen Naturhafen von Dingle. Seit Mitte Oktober diesen Jahres gab es keine Sichtungen mehr des Delfins. Eine zuverlässige Erwerbsquelle für die Bootsführer einer Reihe von Schiffen ist weggefallen. Diese Menschen müssen sich nach etwas Neuem umsehen.

Auch wenn mir der Rummel um Fungie manchmal auf die Nerven ging (und erst recht vermutlich diesem Tier), war es doch schön, abends zum Leuchtturm zu gehen und einigermaßen zuverlässig Fungie vom Ufer aus beobachten zu können.

Vielleicht war für Fungie auch einfach nicht genug los, jetzt im Covid-19-Lockdown. Häufig lieferte er sich Wettrennen mit den Booten, die jetzt kaum noch ausfuhren. Zum Trost: Ortsfeste Delfin-Gruppen gibt es auch an der schottischen Küste im Moray Firth vor Inverness. Wir haben auch schon mal Delfine vor Ventry / Ceann Trá beobachtet. Die Welt hat es übrigens registriert, dass dieses besondere Tier sich verzogen hat oder tot ist: New York Times, BBC und die Irish Post berichteten.

„Den Bruder töten” – Klingenmünster & taz-Artikel

Die Behandlung psychisch Kranker im Dritten Reich ist ein Unrecht, das vielleicht noch länger verharmlost oder totgeschwiegen wurde als die Shoah. In Klingenmünster, wo wir gerade bei einer Wanderung an der dortigen Pfalzklinik vorbeikamen, hat es bis in die 90er Jahre gedauert, bis man sich der eigenen kriminellen Vergangenheit stellte. Inzwischen gibt es am dortigen Friedhof ein Denkmal und erklärende Infotafeln, die auf die Vernichtung von sogenanntem „unwerten Leben” hinweisen.

Unglaublich mutet es allerdings an, dass ein Mittäter der als „Aktion T4” organisierten Mordmaßnahmen später sogar als Klinikleiter fungierte. Es geht um Gerhart Mall, der von 1952 bis 1971 die Pfalzklinik leitete. In der „taz” hat am 6./7.12.1997 Hans-Joachim Lang unter dem Titel „Weggeworfen wie ein angebissener Apfel” dargestellt, wie der spätere Klinikleiter zuließ, dass sein eigener Bruder der Tötungsaktion in Grafeneck zugeführt werden konnte. Er hatte vorher versucht, den Bruder – mit weniger Aufsehen – in der Psychiatrie  Weissenau töten zu lassen.

Es gibt Dinge, die mich zumindest sprachlos zurücklassen…

Der beste Wanderhund ist tot

Noah, nicht nur mit biblischem Namen, sondern mit einem ebensolch biblischen Lebensalter versehen, hat uns vorletzten Sonntag verlassen. Wir trauern um einen Hund, der uns 15 1/2 Jahre begleitet und unser Leben bereichert hat. Es tröstet minimal, dass er nicht lange leiden musste.

Surfin’ the Oberallgäu #5 — Hochgrat – Scheidwang-Alm – Girenkopf/Heidenkopf – Balderschwang

Von der Bergstation der Hochgratbahn aus dem gut ausgeschilderten Weg zur Scheidwang-Alm folgen. Hinter der Scheidwang-Alm, in die man auch einkehren kann, den Hang über eine Weide in südlicher Richtung besteigen. Der Weg führt im Talkessel auf der linken Seite bergan, bis man den Kammweg erreicht (in der Karte als Oberallgäuer Rundwanderweg bezeichnet). Ich habe Heidenkopf und Girenkopf ausgelassen und bin über eine Weide (der Weg war nach Regenfällen zum Teil lehmig und glitschig) auf der gegenüberliegenden Seite Richtung Balderschwang abgestiegen. Eine kleine Gruppe von Pferden auf dem Weg habe ich möglichst großräumig umgangen. (Was weiß man schon über Pferde?). In Balderschwang im Tal angekommen, kann man den Bus Richtung Deutschland nehmen (nur einen oder zwei pro Tag) oder macht es wie ich per Anhalter. Nach kurzer Zeit war ich zurück in Weissach.

Wanderdauer: ca. 6 Stunden

DISCLAIMER: Beim Anstieg zwischen Girenkopf und Heidenkopf unbedingt dem ausgetrampelten Pfad auf der linken Seite des Talkessels folgen. Die Via Recta, die ich gewählt habe, hat mich ganz schön in Gefahr gebracht.

Surfin’ the Oberallgäu #4 — Weissach-Tal / Gündleskopf / Hochgrat

Mit dem Bus bis zur Talstation Hochgratbahn fahren, von dort aus ins Weißach-Tal flussauf gehen. An einer Hängebrücke – in meiner Karte als Hohe Brücke verzeichnet – die Weissach queren. Der Weg führt an einer Wanderhütte vorbei und steigt in süd-östlicher Richtung allmählich an, verbleibt dann aber für einige Zeit auf annähernd gleicher Höhe. Am Rindalper Tobel nimmt der Weg eine südliche Richtung und verläuft für eine Weile auf einem Wirtschaftsweg und passiert zwei Almen (Rind-Alm und Obere Rind-Alm). Bei der ersten gibt es die Möglichkeit einzukehren. Der Weg steigt nun steiler an, passiert eine aufgegebene Alm, von der nur die Grundmauern zu sehen sind und erreicht zwischen Gündleskopf und Rindalphorn den Kammweg. (Im Vergleich zur Brunnenauscharte empfand ich den Aufstieg als weniger anstrengend.)

Über diesen Kammweg kann man über den Gleichenwanger Kopf und den Hochgrat leicht die Bergstation der Hochgratbahn erreichen. An einem heißen Tag entschied ich mich für den um den Hochgrat herumführenden Panoramaweg, was ich sehr bereute: Der Weg bedeutete, nicht weniger Höhenmeter zu bewältigen und dauert mindestens ebenso lange. Schon beim Aufstieg über den Rindalper Tobel hat man gute Aussicht auf die gegenüberliegende Bergkette mit Vorderer Prodel und Denneberg. Erst recht auf dem Kammweg weite Sichten in die vorarlberger und schweizer Alpen sowie zum Schluss auf den Bodensee.

Wanderdauer: 6,5 Stunden

Brandon Peak – endlich gemeistert

Im letzten Juni waren wir nur in die Nähe der Bergspitze von Brandon Peak gekommen. Die Strategie, den Grat zu umgehen und lieber unterhalb zu klettern, hatte sich als falsch erwiesen, weil sie uns an den Rand eines bedrohlichen und felsigen Kessels an der süd-westlichen Bergseite führte. Das hatte sich ziemlich beängstigend angefühlt…

Dieses Mal habe ich ohne Begleitung den Berg vom Connor Pass aus über Beenanabrack und Ballysitteragh erreicht. Dazu passierte ich einen Sattel unterhalb vom Ballysitteragh in nördlicher Richtung auf Brandon Peak zu. An ausgetorften Bergflächen entlang über eine zum Schluss recht steil ansteigende Wiese erreichte ich Gearhane An Géaran und kam zu einem Eisentor. Von dort waren über den Grat noch circa 200 knifflige Meter zu überwinden, bevor sich die Bergkuppe etwas weniger abweisend zeigte. Der großartige Blick Richtung Castle Gregory und auf die östlichen Berge der Dingle-Halbinsel machten die Anstrengungen und die ein wenig zu zügelnden Nerven wieder wett…

Ins B&B zurückgekehrt erfuhr ich, dass unlängst ein erfahrener Bergwanderer in diesem Bereich abgestürzt und in der Nähe eines Bergsees tot aufgefunden wurde. Ein Grund mehr, diesen Berg nicht zu unterschätzen.

Vom Hochgrat nach Hittisau

Der Kammweg vom Hochgrat in südwestlicher Richtung lässt sich Richtung Falken und Hochhädrich (da ist ein Klettersteig zu bewältigen) oder in Richtung Hittisau über verschiedene Alpen (nur wenige bewirtschaftet) abwärts nach Österreich machen. Ich habe mich im Sommer für letzteres entschieden und habe mich die letzten 2-3 km von einem Wanderparkplatz aus mitnehmen lassen. Von Hittisau gehen mehrere Busse pro Tag zurück nach Oberstaufen. Wem die Intervalle zu groß sind, hält den Daumen raus…