1. Krätzscher-Fest in Köln: Sakkokolonia – einfach klasse…

Passt eigentlich nur bedingt zusammen, war mein erster Eindruck mit dem Flyer in der Hand: Eine Kleinkunst wie das kölner Krätzscher (kurze Stehgreif-Lieder zu alltäglichen Themen wie sie unter anderem von Philipp Oebel oder Gerd Köster/Frank Hocker gesungen werden) und dazu ein ganzes Fest, das dann vielleicht doch als Bühne und Präsentationsform zu groß und zu herausgehoben sein könnte. Letztlich erwies es sich aber, dass vor allen Dingen die Personen und Inhalte zählen.

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Lob der AppleScript-Sprache oder Maßnahmen gegen Spammail und Betrüger

Eigentlich schätze ich mich als eher friedlich gesinnten Zeitgenossen ein. Manchmal reicht es aber selbst mir, wenn ich mit Dingen belämmert werde (Spam-Mail) oder jemand mich mit einer pseudo-juristischen Mail betrügen möchte.

Im ersten Fall habe ich zumindest zeitweise erreicht, dass ich nicht mehr von einer Janet mit esoterischen Sprüchen, die täglich eintrafen, belämmert wurde. Dazu reichte ein AppleScript, das wirklich sehr viele Mails an den Ausgangspunkt der esoterischen Mails sendete, gewürzt mit einem 1-Megabyte-Dateianhang.

Ein komplizierterer Fall liegt bei einem New Yorker Email-Versender vor, der natürlich für reichlich Geld (75 $ bis 199 $) eine angeblich fehlende Domain-Registrierung nachholen will und mir dieses Geld in Rechnung stellt. Leider ist die versendende Email-Adresse technisch so verdreht, dass mein Script versagt. Doof!

Ist da draußen jemand, dem ich die Droh-Mail als reine Textdatei schicken kann, damit ich mein Script-Schwert wieder scharf bekomme? Eine weitere Frage wäre, ob ich als stinknormaler User aus einer IP-Adresse den Absender ermitteln kann?

Alle Hilfsangebote sehr willkommen.

Calliope soll Mädchen zum Programmieren bezirzen

Etwas vergröbernd: Die GMD, bei der ich zwischen 1987 und 1995 arbeiten konnte, war in mancher Hinsicht dann doch etwas zu gemütlich und behäbig, um an der Spitze der internationalen Informatik mithalten zu können. Von daher war die Aufteilung der Großstruktur in eine Anzahl von Einzelinstitute, die der Fraunhofer-Gesellschaft zugeordnet wurden, sicher ein Schritt nach vorne und zu größerer Bedeutung der dort geleisteten Forschungsarbeit.

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Silence – Die Vorlage zu Scorseses Film


An einem Tag, an dem ein junger Familienvater zu Grabe getragen wurde, der vor Jahren schon seine Frau durch Suizid verloren hat, stellt sich die Frage nach dem liebenden und/oder allmächtigen Gott ganz ohne akademisches Gehampel. Schon Büchner hatte bei der Frage nach der Vereinbarkeit von Gottes Liebe und Allmacht im Danton vom Fels des Atheismus gesprochen. Gerade wer Christ ist, kann diese Frage nicht beiseite schieben. Scorsese muss von dieser Frage ähnlich berührt worden sein, ging er doch immerhin fast 30 Jahre mit Shusaku Endos Roman Schweigen schwanger, bevor er diesen verfilmen konnte. Der Romantitel bezieht sich im übrigen unmittelbar auf den Umgang Gottes mit dem Leid: Gibt es noch eine andere  wahrnehmbare Reaktion Gottes darauf als eben dieses Schweigen.

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Berlin ehrt Weizenbaum mit Institutsgründung

Joseph Weizenbaum, 2008 verstorben, deutsch-amerikanischer Informatiker mit jüdischem Hintergrund wird von der Berliner Senatsverwaltung dadurch geehrt, dass das neue Internet-Institut in der Hardenbergstraße, um dessen Ansiedlung verschiedene Bundesländer konkurriert hatten, seinen Namen erhält.

Weizenbaum erlebte einen Wendepunkt in seiner Informatikerkarriere, als er die völlig naive Rezeption seines Eliza-Programms – ein Simulator, aber eben auch nicht mehr für Gesprächstherapie – bei Menschen in seiner Umgebung registrierte. Weizenbaum lebte seit 1996 überwiegend wieder in Berlin, von wo seine Familie 1935 noch rechtzeitig geflohen war. Sein Hauptwerk Macht der Computer und Ohnmacht der Vernunft ist immer noch ein wichtiges Werk für eine kritische Einordnung der Informatik und die Folgen einer ungebremsten Computerisierung aller Lebensräume.

Zu diesen Themen-Bündeln soll geforscht werden: Arbeit und Innovation, Verträge und Verantwortung auf digitalen Märkten, Governance und Normsetzung, Technikwandel, digitale Bildung sowie Partizipation und Öffentlichkeit.

Das Joe-Weizenbaum-Institut wird in den nächsten 5 Jahren mit Landes- und Bundesmitteln in Höhe von 55 Millionen Euro gefördert. Mit im Boot des Instituts sitzen die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität, die Universität der Künste Berlin, die TU Berlin, das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme und die Universität Potsdam.

„Der Typ ist da” – Ortheil stellt neues Buch in der Kulturkirche vor

Hanns-Josef Ortheil – seit seiner Entdeckung des Lebens hier im Haushalt gerne gelesen – legt mit seiner neuesten Erzählung ein Buch vor, dass den Bezug zu Köln deutlich ausspricht. Ausgangspunkt ist eine unvermutete Begegnung vor der Haustür: Mia, Studentin der Kunstgeschichte im medialen Kontext, trifft bei der Rückkehr auf Matteo, eine Zufallsbekanntschaft aus Venedig. Erst nachdem sie den Zettel von ihm gereicht bekommt, auf dem sie selbst ihre Adresse hinterlassen hat, wird ihr klar, dass ihre unverbindlich gemeinte Besuchsaufforderung beim Wort genommen wurde. Obwohl die drei Frauen der WG – zu dieser gehören noch Xenia, die Café-Betreiberin, und Lisa, die Buchhändlerin – vereinbart haben, keine Männer in der Wohnung übernachten zu lassen, nimmt Mia Matteo mit nach oben.

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Brandon Mountain – tema con variazioni


Eigentlich sollte es in diesen Sommerferien der Carrauntoohil sein (immerhin Irlands höchster Berg). Bis auf eine Art Machbarkeitsstudie, die uns bis in die Nähe der Devil’s Ladder und des anschließenden Bergkegels führte, der doch beachtlich nach Skisprungschanze aussieht, wurde nichts daraus.

Dafür musste der Hausberg Brandon Mountain drei mal dran glauben: Den Anstieg vom Brandon Creek kann man bekanntlich bei fast jedem Wetter machen, da er engmaschig mit Wegzeichen markiert ist. Einmal war das Wetter dann glücklicherweise so, dass auch wieder ein Abstieg über Faha Ridge Richtung Cloghane möglich war. (Flimm-Fans hätten sich über die Nebenschwaden, die über das ehemalige Gletschertal zogen, sicher sehr gefreut.) Beim dritten Mal war dann tatsächlich etwas Neues möglich:

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Birne transformiert


Er war unser Lieblingsfeind in den 70er und 80er Jahren: Ein dicker und riesiger Mann mit einer gedehnten, oft geschwollenen Redeweise, der auch die Beimischung des von mir geschätzten Pfälzer Dialekts nicht aufhelfen konnte. Als wir ihn mit der ganzen Familie mal unvermutet in Deidesheim gemeinsam mit dem spanischen König sahen, kam er uns – fernsehentwöhnt wie wir damals waren – wie ein Wesen von einem fremden Stern vor.

Politisch waren die Menschen in meiner Umgebung und ich selbst meist konträr eingestellt zu dem, was die offizielle Regierungspolitik seiner CDU-geführten Regierungen von 1982 bis 1998 anstrebte. Trotzdem musste ich damals zugestehen, dass Kohl Leute in seine Regierungen holte wie Klaus Töpfer, Rita Süßmuth oder Heiner Geißler, denen man Anerkennung kaum verweigern konnte.

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Romanische Nacht – die zweite Bescherung


Heilig Abend lief nach einem strikt beachteten Ritual ab: Mein Vater ließ ein Glöckchen ertönen und wir machten uns zu sechsen treppab ins Wohnzimmer auf. Dabei sangen wir ein Weihnachtslied. Der Glanz in den Augen meines Vaters machte klar, wie sehr er selbst dieses Ritual genoss, wenn ihn sonst schon schlecht verdaubare Kriegserlebnisse oder die Entbehrungen seiner Kindheit oft herunterzogen. Jedenfalls ließ ich mich von dieser kindlichen Festtagsfreude anstecken und genoss diesen geheimnisvollen Abend ungemein.

Fast sechzig Jahre später schenken mir die letzten Juni-Tage eine zweite, unter dem Strich dann etwas weniger schwermütige Bescherung: Die Konzerte des Romanischen Sommers, abgehalten in den wiederhergestellten romanischen Kirchen Kölns, gipfeln am letzten Freitag in Sankt Maria im Kapitol in der Romanischen Nacht.

Seit über 25 Jahren gelingt es der Programmleiterin Maria Spering gemeinsam mit Rainer Nonnenmann in dieser Konzertreihe immer wieder, Niegehörtes oder nur den Experten Bekanntes in den Kirchenraum zu zaubern. Wenn ich eine Berufsbezeichnung finden müsste, würde ich Maria Spering als Musikethnologin bezeichnen. In die Sparte Musikethnologie fällt eindeutig das, was am 22. Juni in Maria Lyskirchen das litauische Frauenensemble Trys Keturiose vortrug. Deren Liedform nennt sich Sutartin?s und ist inzwischen als immaterielles Kulturerbe eingestuft. Die Fünf sangen seit Jahrhunderten überlieferte Lieder über Bäume, Bienen oder über eine Hochzeit.  Liedrufe einer Vortragenen werden dabei von den anderen Frauen beantwortetet. Fazit: Nichts, was man morgens unter der Dusche hören möchte, aber ein faszinierendes Zeugnis dafür, was mit Stimme in unterschiedlichen Kulturen alles gemacht und ausgedrückt wurde. Ein leichter zugängliches Beispiel für diese Liedform von einem anderen Ensemble findet sich hier.

Der Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe war dann wie immer die Romanische Nacht am 23. Juni. Wichtige Bestandteile dieses vierstündigen (manchmal noch länger dauernden) Konzerts ist der besondere Kirchenraum von Sankt Maria im Kapitol. Der durch den Lettner geteilte Kirchenraum wird auf zwei Bühnen bespielt: Der vordere Teil vor dem Lettner ist strikt auf den Altar bezogen, der  hintere Teil erweitert sich in verschiedene Konchen und erinnert durch seine Ausmalung der Rundbögen an die Mezquita in Cordóba. Dies – unterstrichen durch die besondere Ausleuchtung – ist die perfekte Umgebung, um wie in der Vergangenheit so Unterschiedliches wie fernöstliche Musik, Musik der sephardischen Juden (Joglaresa)  oder Mittelalterliches von Sequentia vorzustellen. Die zweite Besonderheit dieses Konzertes ist die Möglichkeit, zwischendurch im Kreuzgang der Kirche an einfachen Bänken und Tischen einen Wein oder etwas Essbares zu sich zu nehmen. Das wird gerne genutzt und tut dem konzentrierten Zuhören in der Kirche kaum einen Abbruch.

Auch in diesem Jahr konnte sich das Programm der Romanischen Nacht sehen lassen: Die beiden serbischen Zwillingsbrüder Teofilovíc warteten mit zweistimmigen einfachen Liedern auf, die nur gelegentlich mit einer kleinen Trommel begleitet wurden. Das Rihm-Stück Et Lux war dann das durchkomponierte, eher apollinisch anmutende Gegenstück, das konzentriertes Zuhören erforderte. Matthias Schriefl und Band leiteten dann zu einem Mix aus Bossa Nova, Bairischem und viel Jazz über, bei dem alle Band-Mitglieder mit einer professionellen Beherrschung ihrer Instrumente oder – im Fall von Patricia Cruz – ihrer Stimme zu überzeugen wussten. Ob es dann ein Muttergottes-Mambo vor  der Marienstatue sein musste, bleibt Geschmackssache – mitreißende Musik blieb es allemal. Die letzte Gruppe an diesem Abend sprach dann eher auch den Verstand an. Man musste nämlich wissen, dass die Vorlagen von Ordo Virtutem gewissenmaßen aus dem Reißwolf stammten. Nach der Reformation hatten viele bis dahin sorgsam aufgehobenen Musikhandschriften nur noch Materialwert. Diese wurden dann zerstückelt und einer Zweitverwertung zugeführt. Diese Schnipsel konnten dann in mühsamer Rekonstruktionsarbeit so zusammengetragen werden, dass manches davon wieder aufführbar wurde. Ein gelungener und wieder fokussierender Abschluss durch das Ensemble von Stefan Morent – und schön, wenn es weiterhin auch junge Sänger gibt, die an Gregorianik Gefallen finden.

Was mir über die Jahre noch aufgefallen ist: Insgesamt werden die Konzerte nicht mehr von ganz so vielen angenommen. Früher hatte gerade die Romanische Nacht auch etwas Festivalmäßiges an sich, wenn sich junge Leute mit Decken und ähnlichem in die Nischen dieser Kirche lagerten und den Altersdurchschnitt doch beträchtlich senkten. Vielleicht geht da ja in Zukunft noch mal was, wenn die Aufsichten weniger als Feuerpolizei auftreten… Auch für mittelalte und alte Musikliebhaber gibt es bei diesen Konzerten aber viel zu entdecken.