amazon – so überflüssig wie ein Kropf

Amazon plant in Troisdorf eine neue Niederlassung einzurichten. Sie soll 150 Mitarbeiter*innen beschäftigen.

Ich kann darin keine besonders freudige Nachricht entdecken: alleine 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den USA bei amazon an Covid-19 erkrankt. Amazon ist damit kein Stück besser als die in Verruf gelangten Schlachtbetriebe wie Tönnies & Co. Außerdem trägt dieses gigantische Versandunternehmen dazu bei, dass in den Innenstädten fast nur noch 1-€-Shops und andere wenig attraktive Geschäfte überleben.

Daher meine Bitte: Kauft — wenn irgendwie möglich — bei stationären Geschäften, pflegt insbesondere Inhaber geführte Läden.

Wer noch einen Grund braucht, um auf amazon zu verzichten, bekommt ihn gerade geliefert: Das amerikanische Versandunternehmen setzt eine besondere „Report”-Software ein. Diese dient dazu, eine Vielzahl von Charakteristika der einzelnen Niederlassungen und Tochterunternehmen zu „überwachen”. Die Hälfte aller zu reportierenden Stellgrößen beziehen sich auf Gewerkschaftsaktivitäten.

Hand-, fuß- und kopflos in Berlin

Nun gut, liebe Knall- und Querköppe, Sonderlinge, Verschrobene, Aluhüte und anderweitig Verpeilte, ihr habt am 29.8. am Gitter des Reichstags gekratzt. Das wird sicher nicht noch einmal passieren, da die Mehrheit hier dieses umkämpfte Symbol unserer Demokratie nicht mit euren Schreckgestalten verbunden sehen möchte. Vielleicht doch ein Faktencheck zu einigen eurer Behauptungen und Ideen gefällig? Wenn so etwas überhaupt noch tangiert…

• Da hat Tamara K. aus Roetgen ins Megaphon getrötet, Trump sei gerade nach Berlin gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Dies wurde an der Höhe der geflaggten US-Fahnen und der Beleuchtung der US-Botschaft abgelesen. Sagt mal, geht’s noch?? Selbst diese Oberpfeife hat im Moment Wichtigeres zu tun und macht in den USA fleißig Wahlkampf für seine hoffentlich nicht zustande kommende Wiederwahl. Wer aber Rationalität durch Spökenkiekerei der plattesten Sorte ersetzt, dem ist jeder Anlass für die eigene und fremde Hysterie recht.

• Stichwort “verfassungsgebende Versammlung”. Nehmen wir mal wohlwollend die Zahl 58.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eure Demo in Berlin an. Bei der letzten Bundestagswahl wurden rund 61,69 Millionen Bürgerinnen und Bürger zur Wahl gerufen. Teilt man diese Zahl durch die Teilnehmerzahl von Samstag, kommt ein Bruchteil von 1/1063,62068 heraus. Mit anderen Worten: Die Anzahl der Teilnehmer an der Gesamtzahl der Wahlberechtigten liegt im Bereich von etwas mehr als einem Promille (1/1000). Das als “verfassungsgebende Versammlung” zu verkaufen hat nicht nur ein Geschmäckle von Landfriedensbruch, sondern hier wird versucht, viel Hund mit ganz wenig Schwanz wackeln zu lassen. Das wird nicht hinhauen, Leute!

• Gandhi und Regenbogenfahnen: Vermutlich die, die nicht ganz vorvorgestrig erscheinen wollten, haben Gandhi-Poster und Regenbogenfahnen mitgebracht. Ehrenwerter Versuch! Gandhi war aber ein politischer Kämpfer, der schon ein bisschen anders gestrickt war als das, wofür eure Demo steht. Vielleicht guckt ihr euch mal – als erste Annäherung – den Attenborough-Film über Gandhi an. Wie langfristig und mit wieviel Bereitschaft für persönliche Konsequenzen waren seine Kampagnen angelegt! Es ging ihm nie darum, seine Gegner vordergründig schlecht aussehen zu lassen. Vielmehr fühlte er sich dem Prinzip von Sadagraha (ein Kunstwort aus “Wahrheit” (Sat) und “Festigkeit” (Agraha), das deutlich mehr umfasst als Gewaltlosigkeit) verpflichtet. Wieviel an “Wahrheit” ist denn in den Verlautbarungen vom Samstag enthalten? Kommende Schülergenerationen werden mal im Deutsch-Unterricht lernen, diese “Verlautbarungen” Stück für Stück zu zerlegen und auf ihren hysterischen, nicht historischen, Kern zurückzuführen. (Überhaupt, am Samstag ist reichlich Foto- und Filmmaterial erzeugt worden. Irgendwann mal beim Kaffeetisch werdet ihr von euren Enkeln und Enkelinnen – vermutlich ungläubig und verlegen – angesprochen werden, was ihr euch mit eurer Teilnahme am 29.8. gedacht habt.)

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Retreat in the city from the city – anders reisen

Reiseerfahrung im allgemeineren Sinne ist nicht notwendigerweise an Verkehrsmittel gebunden – eine wichtige Erkenntnis in Covid-19-Zeiten: Wir – meine Schwestern und ich – konnten als kleine Kinder zum Beispiel hingebungsvoll Schiffsreise spielen auf dem Chaiselongue unserer Küche in Troisdorf. Und entkamen den beengten Verhältnissen.

Meditation kann ähnliche Erfahrungen eröffnen: Abschied vom Alltag, Heraustreten aus dessen Zwängen und Anforderungen, Hinwendung zu etwas Neuem, das Gott heißen kann. St. Peter in der Jabachstraße hat in diesem Sinne am Ende der Sommerferien zum zweiten Mal eine Auszeit unter dem Titel Retreat in the city from the city angeboten. Der Name ist Programm: keine ländliche Abgeschiedenheit mit Kühen, stattdessen Nähe zum Neumarkt mit seinem Drogen-Hotspot und dem Drogenkonsumraum im Cäcilienhof. Dafür aber ein karger und trotzdem einladender, leerer Kirchenraum, in dem ein Chillida-Altar, ein Gerhard-Richter-Bild (als Ersatz für den in Restaurierung befindlichen Rubens) und weitere Kunst aus einigen Jahrhunderten Akzente setzen. Dazu kommt ein einladender Innenhof mit drei Schatten spendenden Platanen, zur Straße abgeschirmt durch eine Mauer.

Der Kurs dauert 4 1/2 Tage und wird von Ada von Lüninck, Stephan Kessler SJ und Dominik Sustek kundig angeleitet. Wesentliches Element ist das Sitzen in der Tradition des Zen: 40 Minuten Sitzen, 20 Minuten Gehen – zur vollen Stunde wieder das Gleiche. In der Mittagszeit wird ein einfaches Essen angeboten, das von den 8 Teilnehmer*innen selbst zubereitet wird. Wenn das Tagesprogramm gegen 17.30 Uhr endet, weiß jede / r, was sie / er getan hat. An drei der Tage schließt sich ein sehr schlichter Gottesdienst an.

Der geistige Input ist spärlich, aber ausreichend: einige Texte an der Wand (darunter der Bernhard-Text von unten), etwa 20 Buchtitel zum Thema Exerzitien, Meditation und geistige Begegnung zur Auslage. Dazu kommt das Angebot zu zwei etwa 20-minütigen Gesprächen mit einer der anleitenden Personen. Als Programm für eine wohltuende, aber auch fordernde Auszeit reicht das allemal.

Katholische Kirche in Köln wird oft und meistens zu recht gescholten. Wenn sich Kirche so allumfassend (?????????) präsentiert wie an diesem besonderen Ort St. Peter und mit diesen besonderen Tagen, kann ich nur sagen Mehr davon. Herzlichen Dank an Ada von Lüninck, Stephan Kessler und Dominik Sustek.

Bernhard von Clairvaux

Du musst nicht über Meere reisen,

musst keine Wolken durchstoßen
und musst nicht die Alpen überqueren.
Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit
Du musst deinem Gott nur
bis zu dir selbst entgegengehen.

Rochus – ein Heiliger mit Tagesaktualität

Unterschiedliche Zeiten bringen unterschiedliche Formen hervor, wie man mit Seuchen oder – modern gesprochen – Pandemien umgeht. Im 14. Jahrhundert war jedenfalls die Pest dermaßen bedrohlich in Europa, dass man dem aus Montpellier stammenden Rochus (*1295 †1379) besondere Verehrung entgegen brachte. Dieser gab seinen Reichtum auf, trat in den Franziskaner-Orden ein und wendete sich den Pest-Kranken in Italien zu. In seine Heimat zurückgekommen, wurde er für einen Spion gehalten und ins Gefängnis geworfen. Er war dermaßen von Narben entstellt, die er selbst als Pest-Kranker empfangen hatte. Begraben liegt er in San Rocco, Venedig.

Rochus-Verehrung in Deutschland

Bildstock in Bonn-Dottendorf

Beten ist für viele Zeitgenossen aus der Mode gekommen. Wenn Selbstverständliches (Gesundheit, Lebenserwartung…) aber nicht mehr gilt, kommen auch heute noch Menschen wieder dazu, ihre Sorgen vor Gott oder eine vermittelnde Heilige oder einen vermittelnden Heiligen zu tragen. Das galt erst Recht in Zeiten, in denen die Gesundheitsversorgung überaus mangelhaft war. Seuchen wie die Pest, Typhus und andere haben regelmäßig ganze Landstriche entvölkert.

Rochus von Montpellier war im 14. Jahrhundert ein solcher Heiliger, der vielfach angerufen wurde und als Nothelfer galt. In Deutschland gab es in Bingen, in Olpe, in Lohr, in Overath-Heiligenhaus und in Großauheim bei Hanau Zentren dieser Verehrung. Hier im Rheinland gibt es in meinem Stadtteil Ehrenfeld-Bickendorf eine Rochuskapelle und die Rochuskirche, in Bonn-Dottendorf einen Rochus geweihten Bildstock.

Mehr Infos zum Thema: “Die Verehrung des Pestheiligen Rochus in Europa”.

Liebe in den Zeiten von Covid-19

Covid-19-Zeiten sind Lesezeiten, zumindest bei uns. Meine Frau hat kürzlich Liebe in den Zeiten der Colera von Garcia Marquez wieder ausgegraben und ein zweites Mal gelesen. Was für ein kraftvoller Erzähler und welche anrührende Story vom Paar, das sich in der letzten Lebensphase endlich trifft…

Manchmal schreibt die Wirklichkeit verblüffend ähnliche Geschichten. Die New York Times berichtet jedenfalls von einem Paar in den Achtzigern an der deutsch-dänischen Grenze. Vieles erscheint wie gut erfunden und rührt, obwohl das Paar inzwischen sogar Besucher findet, die sich von der Geschichte überzeugen möchten. Es lohnt sich, den NY-Times-Artikel zu lesen.

…home of the brave

Es fühlt sich wirklich verquer an: Amerika, das home of the brave (Star Spangled Banner), als das es sich z.B. bei der Befreiung meines Landes von den Nazis erwies, mutet jetzt seiner eigenen Bevölkerung – allen voran den Afro-Amerikanern – Unerhörtes zu. Es scheint fast ein Spiel zu sein, wo die Schmerzgrenze der eigenen Bevölkerung liegt, zu testen, wie brave Frau und Herr Jedermann tatsächlich sind:

Ein völlig unzureichendes Gesundheitssystem, das nur für Leute mit Scheckheft (vielleicht) funktioniert, wird noch auf Wochen ansteigende Krankenzahlen zu verkraften haben, ohne dass dieses den Zahlen auch nur annähernd gewachsen wäre. Särge werden in Massengräbern beigesetzt, im Fly-Over-Land gibt es kaum Bettenkapazitäten etc. pp. Gleichzeitig meint der oberste …Mensch schon, Meinungen positiv weitergeben zu müssen, die die Stellung von einem der wenigen in der Entourage geduldeten Pandemieexperten Fauci untergraben. Kann dieser Knallcharge nicht mal jemand eine Ohrpfeife verpassen? Ich würde diese außergewöhnliche Maßnahme durch die minimale Aussicht, dass er auch nur ein wenig zur Besinnung kommen könnte, gerechtfertigt sehen.

Wir werden stattdessen schon bald sehen, dass Trump die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung wieder einschränken, wenn nicht sogar aufheben wird. Die Wiederwahl muss ja her, Einbrüche in der Ökonomie vertragen diese nicht. Dann wirst du, USA, dich noch ganz anders als home of the brave erweisen müssen. Ein Vorschlag für die Patriotismus-Kommission: Sterne im Star Spangled Banner konsequenterweise pro 10.000 Gestorbenen durch Kreuze ersetzen. In einem von Foxnews sedierten Amerika scheint kein energischer Widerspruch zu erwarten zu sein.

USA – doppelt gestraft

Manchmal weiß man nicht, womit US-Amerika mehr gestraft ist: Ist es Covid-19 oder ist es Trump? Die Unfähigkeit dieses Präsidenten angesichts der medizinischen Katastrophe schlägt sich jedenfalls doppelt negativ nieder. Hier einige Kabinettstücke aus den letzten Wochen:

Ignoranz 
Trump empfiehlt ein ungeeignetes Heilmittel gegen Covid-19, Mann stirbt in Arizona, auch Nigeria betroffen. & Völlige Fehleinschätzung der Lage (“we have it totally under control.”) 

https://edition.cnn.com/2020/03/23/africa/chloroquine-trump-nigeria-intl/index.html
https://theintercept.com/2020/03/24/trump-hyped-chloroquine-cure-covid-19-man-arizona-took-died/
https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2020/03/trump-genius/609142/
Prahlen & Narzissmus 
Trump behauptet, es existierten genug Beatmungsgeräte und diese würden sinnvoll verteilt. 

https://theintercept.com/2020/03/24/donald-trump-says-americas-ventilator-shortage-was-unforeseen-nothing-could-be-further-from-the-truth/
https://nypost.com/2020/03/30/trump-says-hes-sending-ventilators-directly-to-hospitals-battling-coronavirus/
https://www.thedailybeast.com/trump-im-doing-a-great-job-fighting-the-coronavirus-and-100000-of-you-will-die
Andere beschuldigen 

https://www.washingtonpost.com/politics/2020/03/26/trumps-coronavirus-self-congratulation-tour-illustrated/
https://www.politico.com/news/2020/03/13/trump-coronavirus-testing-128971
https://nymag.com/intelligencer/2020/03/trump-blames-hospitals-for-coronavirus-mask-shortages.html


Hier noch eine große Anzahl weiterer Aussprüche, die die FAZ gesammelt hat: Man glaubt anschließend nicht, dass Trumps Zustimmungswerte steigen! Es fällt schwer, darüber nicht zum Zyniker zu werden.

Gottesdienst am Bildschirm – geht das?

jedes Teelicht auf dem Altar entspricht einer Fürbitte

Wenn ich mich selbst befrage, was mir – von den allgemeinen Kontakteinschränkungen mit Nachbarn, Freunden und Familienangehörigen abgesehen – am meisten in dieser Covid-19-Zeit fehlt, kann ich nur sagen: Gottesdienste und Sport (Schwimmen). Sport bietet Ersatzmöglichkeiten. Bei Gottesdiensten wird es schon schwieriger.

Bislang war für mich nur schwer denkbar, einen Gottesdienst am Bildschirm zu feiern: nicht der besondere Ort, der Weg zur Kirche, das Treffen mit Gleichgesinnten, die feierliche Atmosphäre, Orgel und bunte Glasfenster… Heute konnte ich mich aber davon überzeugen: es geht! Aus St. Dreikönigen, Bickendorf, vielleicht 2 Kilometer von hier entfernt, wurde ein von Stephan Matthey geleiteter Gottesdienst übertragen. Neben einigen Liedern bestand dieser aus einer Psalm-Lesung (im Wechsel), dem Tagesevangelium (Joh 11. 1) mit einer Evangelium-Teilen-Einheit, Fürbitten, dem Vater-Unser und einem Segen. Interaktiv gestaltet waren besonders der im Wechsel gelesene Psalm-Text, der Austausch zum Evangelium und die Fürbitten. Bei den letzten beiden Teilen wurden via Whatsapp oder per SMS Text- oder Sprachnachrichten während des Gottesdienstes empfangen und von Gemeindereferent Matthey vor Kamera und Mikrofon vorgetragen. Alles in allem ein begrüßenswerter Anfang, der neugierig auf mehr macht.

Über diesen Link lässt sich der Gottesdienst noch einmal ansehen, wobei ich eher dafür plädiere, den nächsten Gottesdienst am kommenden Sonntag, 5.4.20, 10.00 Uhr im gleichen youtube-Kanal zu verfolgen. Herzlichen Dank an Stephan Matthey und Thomas Roß (Musik) und Tim Kayser (Technik). Wenn ich mir was wünschen dürfte, weniger Neues Geistliches Lied-Lieder, sondern z.B. mal Huub Oosterhuis. Die Psalm- oder anderen Gebetstexte können vielleicht demnächst vorab per Mail oder im youtube-Kanal mit GL-Nummern oder auf andere geeignete Weise mitgeteilt werden, so dass man vom Buch aus mitlesen und -beten kann.

Die nächsten Termine:
– Palmsonntag, 5.04.2020, 10.00 Uhr
– Gründonnerstag, 9.4.2020, 19.30 Uhr
– Karfreitag, 10.4.2020, 10.00 Uhr
– Osternacht, 12.4.2020, 5.00 Uhr

P.S.: Ein Interview mit Prof. Julia Knop beleuchtet die grundsätzlichen Fragestellungen, die sich auch mit den gestreamten Gottesdiensten stellen (Hinweis von Prof. Höring).

Gebet um Gelassenheit – der Schlüsseleigenschaft in einer Krise

Zum ersten Mal stieß ich auf dieses Gebet an ungewöhnlicher Stelle: Sinéad O’Connor trägt es zu Beginn des Stücks feel so different vor. Es lautet in Englisch:

God, grant me the serenity to accept the things I cannot change,
courage to change the things I can,
and wisdom to know the difference.

und Deutsch:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Mit dem Stichwort Gelassenheit lässt sich auch leicht ein Bogen zur augenblicklichen Situation schlagen. Wenn wir in diesen Covid19-Zeiten etwas brauchen, ist es Gelassenheit. Diese Eigenschaft – religiös ausgerichtete Menschen haben den Vorteil, sie mit ihrer persönlichen Vorstellung von Gott zu verknüpfen – bewahrt vor Panik, Setzen auf Latrinenparolen und Kurzschlussreaktionen. Menschen, die quasi immer Krise haben wie die Anonymen Alkoholiker, wissen, warum sie dieses Gebet zum Teil ihrer Arbeit machen.

Das Gebet wird dem amerikanischen Pastor und Theologen Karl Paul Reinhold Niebuhr zugeschrieben. Ähnliche Gebete gibt es auch in anderer Formulierung und von anderen religiösen Bekenntnissen.

Vielleicht verdient die zweite Zeile eine Hervorhebung: Es geht nicht darum, die Hände nur in den Schoß zu legen und abzuwarten, sondern auch zu handeln. Im Moment sieht das Handeln merkwürdig aus: Das vielleicht wichtigste Handeln ist bis auf weiteres, auf die Teilnahme am öffentlichen Leben so umfassend wie möglich zu verzichten. Hoffen wir, dass diese aktiv-passive Haltung bald dazu führt, dass sich die Ansteckungszahlen in Deutschland noch deutlicher verlangsamen als dies gegenwärtig der Fall ist.