Christentum bekennen
Pfingsten, das Fest, das Christinnen und Christen mit der Begründung von Kirche verbinden, liegt eine Woche zurück. Kirche, so wurde mir zu Beginn meines kleinen Theologie-Studiums vermittelt, konstituiert sich durch drei, bei manchen durch vier, Begriffe: Dies sind die Elemente Martyria (Bekenntnis), Liturgia (Austausch mit Gott im Gottesdienst), Diakonia (praktisches Umsetzen der Nächstenliebe) und – manche fügen noch hinzu – Koinonia (Gemeinschaft).
Liturgia und Diakonia funktionieren – wenn man das so nennen will – einigermaßen. Das Bekenntnis des Glaubens, bei dem die eigene, je individuelle und persönliche Entscheidung zum Glauben benötigt wird (Martyria), hat sich aber für viele Menschen in Deutschland erledigt. Sie verlassen in Scharen die Kirche, weil das Bekenntnis zu Christus durch den Apparat korrumpiert wird. Und es sind nicht diejenigen, die sich vor Jahren vielleicht an Heilig Abend in die Kirche aufgemacht haben und sonst nicht. Es sind die Hard Core-Katholikinnen und -Katholiken, die Kommunionsvorbereitung mitgestaltet haben, die im Pfarrgemeinderat saßen oder die regelmäßig die Kirche besuchten, die sich enttäuscht abwenden. Eine Zahl für das Erzbistum Köln: Nachdem die Corona-Zeiten die Zahlen zwischendurch aus technischen Gründen vermindert haben, haben im Jahr 2022 alleine im Amtsgerichtsbezirk Köln 20.331 katholische Christinnen und Christen die Kirche als rechtliche Körperschaft verlassen. Wer will es ihnen verdenken? Die Impertinenz, mit der Amtskirche auf diese Abstimmung mit den Füßen reagiert, zieht einfach weitere, die gerade weil ihnen ihr persönlicher Glauben wichtig ist, nach sich. Die können auf diese Sturheit ihnen gegenüber und für ihre Anliegen nur mit dem Gang zum Amtsgericht reagieren.
Welches Maß an Begriffsstutzigkeit und Realitätsverleugnung muss man aufbringen, Herr Woelki, um sehenden Auges gerade mal nichts zu tun angesichts der Selbstzerlegung der katholischen Kirche hier? Es ist evident, dass die gegebene Sozialform der Kirche nicht überlebensfähig ist. Für diesen Befund sind Sie nur ein Puzzlestein. Dass Sie aber, Herr Woelki, den Eindruck vermitteln, dass die katholische Kirche hier Ihr Privateigentum ist, ist schlichtweg ein Skandalon. Das Vertrauen, das Generationen von Gläubigen in die katholische Kirche aufgebaut haben und in sie investiert haben, ist so gut wie restlos aufgebraucht. Menschen, die ihren eigenen Glauben wertschätzen, werden vor die Alternative gestellt, ihren christlichen Glauben hochzuhalten oder einer Institution den Rücken zu stärken, die vielem von dem für wichtig Gehaltenen in ihrer alltäglichen Praxis (Beispiel: Inklusion statt Ausschluss von LGBQ+-Menschen) widerspricht.
Lassen Sie es jetzt endlich gut sein. Sogar Päpste sind von ihrem Amt zurückgetreten, wie ein Blick auf Papst Coelestin und Papst Benedikt zeigt. Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist im November 2022 zurückgetreten. Keiner muss an einer Stelle ausharren, die der Kirche und vermutlich auch Ihnen selbst nicht gut tut. Machen Sie den Weg frei für einen Neuanfang im Bistum…
Ceterum censeo Woelkium esse retractandum…