Notsignale aus dem Sendungsraum

Sendungsraum Köln-Mitte

Wäre es nicht so traurig, man müsste darüber lachen. Wie der Stadtanzeiger berichtete, werden sämtliche Innenstadt-Pfarreien von Köln zu einer Großgemeinde zusammengelegt. Das ganze firmiert unter dem Titel Sendungsraum Köln-Mitte: Man muss sich im Keller, wenn es duster wird, halt Mut machen. Das kann man als menschliche Reaktion akzeptieren. Was aber ist gewonnen, wenn Kirche – in Gemeinden erfahrbar – auch räumlich immer weiter von Menschen wegrückt und die wenigen Priester weiter verschlissen werden?

Anderes wäre denkbar: Hat nicht unser Papst davon gesprochen, notfalls auch eine Garage als Ort der Zusammenkunft von Christen in Betracht zu ziehen? Und selbst wenn es vielleicht noch heimeligere Orte für unsere Zusammenkünfte aktuell gibt, muss doch vor allen Dingen auch über das Rollenverständnis innerhalb der katholischen Kirche nachgedacht werden. Seit dem II. Vatikanischen Konzil weiß doch auch diese Kirche, dass es ein allgemeines Priestertum aller Gläubigen gibt. Zögernd gibt es – wohl eher der Not gehorchend –  kleine Bewegungen in diese Richtung, indem z.B. Leitungsfunktionen in Gemeinden oder sogar übergeordneten Gremien an Laien übertragen werden. (Ein Beispiel: Gabriele Rüttinger als Ressortleiterin für Grundsatzfragen und Strategie im Münchner Bistum) Auch für den Bereich Beerdigungen kündigen sich Neuerungen sogar hier in Köln an, wenn – dem Vernehmen nach – Gemeindemitglieder mit dem Beerdigungsritus betraut werden.

Dass noch immer große Angst vor allzu basisnahen Initiativen bei der Amtskirche besteht, mussten Frauen in Rodert bei Bad Münstereifel erfahren. Sie hatten über Jahre zu Weihnachten Gottesdienste ohne Priester in der Kapelle des Ortsteiles organisiert, die viel Zuspruch erhielten. Das war offenbar zuviel, diese gelebte christliche Praxis wurde vom Bistum verboten.

Gelebtes Christentum ist aber mehr als das, was die amtskirchliche Unbedenklichkeitsbescheinigung erhält. Eine wichtige Einsicht verdanke ich in dieser Hinsicht dem Jesuiten Klaus Mertes, der gesagt hat, Gott spricht durch die Welt. Dieser Satz ist für mich entscheidend, um aus einer kirchen-zentrierten Sicht von Christentum herauszukommen. Ich verstehe ihn so: Wenn Kirche es in unseren Breiten nicht schafft, die Essenz des Christentums weiterzugeben, müssen wir neue Formen von Kirche denken und sehen, wo auf anderen Wegen christliches Denken und Handeln fortgeführt werden kann. Dies wird sicher ein Minus an sakramentalen Formen einschließen, gleichzeitig die Verantwortung aller Gläubigen für die Weitergabe von Christlichem ganz anders herausfordern und betonen und – hoffentlich – eine Vielfalt von basis-nahen Aktivitäten mit sich bringen.

Die oft auf die Hierarchie pochende Amtskirche wird sich mit dieser Vielfalt anfreunden müssen oder sie wird Kirche vollends ins gesellschaftliche Aus befördern. Wie heißt es bei Matthäus 6,25: Strebt zuerst nach dem Reich Gottes und alles andere wird euch hinterhergeschmissen.

Worauf warten wir also…