„music is the perfect art of understanding” – auf einer Überfahrt

Hardy Biermann Rhythmus

Wir schrieben das Jahr 1984 und die gewöhnliche Art nach Irland zu reisen, war die Fähre und kein Flugzeug wie heute. Im mütterlichen Kleinwagen befanden wir uns auf unserer ersten gemeinsamen Urlaubsreise ins Irland-Eldorado und nach beschwerlicher Anfahrt bis Le Havre konnten wir endlich auf der Fähre – Fahrtziel Rosselare – innerlich abspannen.

Als auf der 16stündigen Überfahrt die Nacht einbrach, machten wir es wie die Anderen: Die Disco im Boot war – nachdem der reguläre Disco-Betrieb beendet war –  für die, die es wünschten, zum Übernachten frei gegeben worden. Sicher 30 bis 40 Leute lagerten sich in Schlafsäcken wie wir auf dem grün-gräulichen Teppichboden, wir suchten uns irgendwo eine Ecke zum Lagern.

Es war noch keine Stunde vergangen, als plötzlich in den improvisierten Schlafsaal ein ungefähr 60jähriger Ire einbrach, der uns mit allen möglichen Sprüchen beschimpfte. I show you what hell is… war etwas, das sogar ich mit meinem schlechten Englisch verstand, das Meiste rauschte an mir vorbei. Die Leute um uns rum versuchten mit einer Mischung aus Belustigung und Ärger, den Alten zur Ruhe zu bringen – keine Chance angesichts dieser Suada. Der ganze Auftritt mochte vielleicht fünf Minuten gedauert haben, als sich die kaum nachvollziehbare Erregung des Alten legte und er noch diesen denkwürdigen Satz raushaute: music is the perfect art of understanding. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es von Thomas Mann einen ähnlichen Gedanken.

Der nächste Morgen fand den nächtlichen Ruhestörer im Sonnenschein auf Deck sitzend, ein Glas Guiness vor sich, die Fiddle gegen die Schulter gedrückt und mit großer Selbstverständlichkeit und einigen Mitspielern Irisches spielend. Ich schätze, keiner von denen, die der Alte nachts geweckt hatte, konnte ihm in irgendeiner Weise böse sein, alle schienen es zu genießen. Wie war sein Spruch gewesen?  Music is the perfect art of understanding. Wohl wahr…

 

 

Dingle-Streifzug – meist auch bei oder nach dem Regen möglich

Dick Mack’ – opposite the church – Einsamkeit ausgeschlossen
Dick Mack’s opposite the church – Einsamkeit fast ausgeschlossen
Regenbogen über Culeen, direkt am Ortseingang
Regenbogen über Culeen, direkt am Ortseingang
Hafen von Dingle
Hafen von Dingle
Abendspaziergang
Abendspaziergang
Schiff fährt aus, im Hintergrund brennendes Buschwerk – Ökologie kleingeschrieben
Schiff fährt aus, im Hintergrund brennendes Buschwerk – Ökologie kleingeschrieben

Wenn es denn regnet…

culeen
Regenbogen über Culeen, Dingle

Irland ist nicht Teneriffa und wird es hoffentlich auch unter den Folgen globaler Erwärmung niemals werden. Die Frage ist also erlaubt, was man an Regentagen in einer Kleinstadt wie Dingle machen kann. Dazu ein paar Anregungen:

  • Dingle besitzt eine Reihe Cafés (z.B. das Goat Street Café), in denen man nicht nur gut essen, sondern bei einer Tasse Tee & Scones (kleine süße Brötchen) stundenlang an seinem Lieblingsbuch kleben kann. Ist der Lesestoff alle, gibt es zwei Buchläden. Unser Lieblingsladen ist der Dingle Bookshop, Church Street (hier auch tolle Fotobände zum Blättern).
  • Abends warten ein Dutzend Pubs darauf, nach ihren Vorräten an gezapften Bieren (Draught) oder Whiskys durchforscht zu werden (besonders speziell auch Dick Mack’s oder Foxy Johns). Musikliebhaber – sofern nicht mit Allergie gegen Folk behaftet – werden glücklich im Courthouse, bei O’Flahertys oder im an droichead beag-Pub. Dort verkehren solch tolle Musiker wie Tommy O’Sullivan, Matt Griffin, Padraig O’Se, Eoin Duignan, Donagh Hennessy, Méabh Ni Bheaglaoich, um nur ein paar zu nennen. Dazu drei Musikbeipiele:
    Eoin Duignan, Tommy O’Sullivan & Jeremy Spencer
    Eoin Duigann & Donagh Hennessy
    Matt Griffin & Paidrag O’Sé
  • Meist ist der Regen nicht so, dass man nicht in Regenpausen eine Runde zum Hafen oder zum Leuchtturm machen kann. Was man da sieht, ist hier zu sehen.

Fungie – dead or alive!

Delphine in der Bucht von Ventry / Ceann Tra
Delphine in der Bucht von Ventry / Ceann Tra

Seit 1983 lebt in der Bucht von Dingle ein Delphin-Männchen, für das sich irgendwann der Name Fungie einbürgerte. Die Dingle-Bewohner begegnen ihm mit einer Mischung aus Sympathie oder – ob des Boheis – auch schon mal mit Ironie. Im an droichead beag-Pub haben wir jedenfalls schon freche Lieder über ihn gehört.

Es gibt eine regelrechte kleine Industrie um Fungie, die vor allem darin besteht, dass Boote vom Hafen aus starten, um ihn zu besichtigen. Da der Verkaufsslogan no see, no pay lautet, heften sich schon mal bis zu 5 Boote an seine Hacken, was für das Tier einen beträchtlichen Stress verursachen dürfte. Andere Möglichkeiten sind, sich einen Tauschanzug auszuleihen und mit Fungie zu schwimmen. Das Faszinierende ist dann aber tatsächlich, wenn das halb-wild lebende Tier zu sehen ist…

Auch an Fungie sind die Jahre nicht spurlos vorüber gegangen, er lässt sich vermutlich auch deswegen deutlich seltener sehen und springt auch nicht mehr aus dem Wasser oder liefert sich Wettrennen mit den Booten, die ihn verfolgen. Auch eine Verletzung Fungies durch einen Bootspropeller (kürzlich geschehen) dürfte zum Abstandhalten des Tieres beigetragen haben. Am letzten Wochenende waren wir schließlich Zeuge, wie 5 Boote vergeblich nach ihm über eine Stunde suchten, bis die Suche – sinnvollerweise – irgendwann eingestellt wurde. Fungie durfte mal ein bisschen im Abseits verschnaufen …

Wie Dingle mit einem absehbaren Ende von Fungie umgehen wird, ist noch nicht abzusehen. Sicher gibt es auch Möglichkeiten, im Sommer die sogenannten eco tours Richtung Blasket Inseln auszuweiten. Auf dem Weg dorthin sind auch schon mal Delphine zu sehen. Dass ein Delphin sich noch mal mit dieser Ausschließlichkeit in der Bucht ansiedelt, wird wohl kein zweites Mal eintreten.

Was kann der Dingle-Besucher selbst tun, um Delphin-Gucken und Respekt vor dem Tier zu vereinen? Die gewaltfreie Methode, Fungie zu sehen, ist ein Fernglas mitzunehmen und einen Gang vom Hafen aus Richtung Skellig Hotel oder Leuchtturm am Ufer entlang zu machen. In unmittelbarer Nähe zum Leuchtturm hält sich Fungie häufig auf und kann mit einem Fernglas ohne Beeinträchtigung des Tieres gut beobachtet werden. Mit viel Glück ergibt sich aber vielleicht auch etwas anderes wie für uns vergangene Woche: In der Bucht von Ceann Tra / Ventry war wegen der Mondkonstellation ein außergewöhnlich starkes Hochwasser. Vom Strand aus konnten wir beobachten, dass eine Gruppe von 4 bis 5 Delphinen auf Nahrungssuche in die Bucht gekommen war. Nach 10 Minuten waren dann allerdings die Delphine wieder weg. Auch Seehunde haben wir in dieser Bucht schon gesehen…

Amerikaner vor dem Urnengang – Erfahrungen in Irland

Abendliche Pub- oder Restaurantbesuche bringen Gespräche mit den Nachbarn in Gang. Das war in diesem Herbst in Dingle auch nicht anders, wo neben zahlreichen Deutschen vielleicht noch mehr US-Amerikaner zu Gast waren.

Natürlich kam dann nach einer gewissen Weile auch die Rede auf den augenblicklichen Wahlkampf und die Beurteilung von Hillary Clinton und der fleischgewordenen Widerlichkeit Donald Trump. Ein bisschen beruhigend empfand ich, dass die Amerikaner, mit denen wir Lust und Gelegenheit zum Austausch hatten, fast alle deutlich ihre Distanz zu Trump bekundeten und uns beruhigten: Er werde nicht zum US-Präsidenten gewählt…

Ich war mir in diesem Sommer allerdings auch sicher, dass Großbritanien nicht aus der EU austreten wollte. Warten wir also den 8.11. ab…

Brandon Moutain #3 — Bilder

Blick Richtung Westen
Blick Richtung Westen
Blick auf die Pipeline Lakes Richtung Faha Ridge
Blick auf die Pipeline Lakes Richtung Faha Ridge
Anfang ist steil. Wie sagte Alex? "It looks worse than it is."
Anfang ist steil. Wie sagte Alex? „It looks worse than it is.“
Brandon Peak -- dieses Mal ausgelassen
Brandon Peak — dieses Mal ausgelassen
Wolken ziehen auf
Wolken ziehen auf
2/3 von Brandon Mountain bestiegen
2/3 von Brandon Mountain bestiegen
Gipfel mit Wanderin
Gipfel mit Wanderin
Blick nach Westen
Blick nach Westen
Nebel zieht auf
Nebel zieht auf
von diesen Gipfeln sollte man die Finger lassen!
Diesen Weg eher nicht gehen, es gibt andere Möglichkeiten!

Conor Pass — Bilder

Beenabrack
Beenabrack
Steilhang mit Schaf
Steilhang mit Schaf
Regenbogen 1 -- keiner schimpfe über den Regen
Regenbogen 1 — keiner schimpfe über den Regen
Regenbogen 2 -- keiner schimpfe über den Regen
Regenbogen 2 — keiner schimpfe über den Regen
Regenbogen 3 -- keiner schimpfe über den Regen
Regenbogen 3 — keiner schimpfe über den Regen
im Hintergrund Skelliginseln
im Hintergrund Skellig Inseln und Iveragh-Halbinsel
…für Kneipkur geeignet
…für Kneipkur geeignet
Bauernhaus & Wolkenmalerei
Bauernhaus & Wolkenmalerei
Blick nach Cloghane 1
Blick nach Cloghane 1
cloghane1
Blick nach Cloghane 2
Blick Richtung Castlegregory
Blick Richtung Castlegregory
Brandon Mountain vom Ballysitteragh aus gesehen
Brandon Mountain vom Ballysitteragh aus gesehen
Brandon Mountain 2
Brandon Mountain 2
Brandon Mountain 3
Brandon Mountain 3

 

Brandon Mountain und Brandon Peak
Brandon Mountain und Brandon Peak
Blick Richtung Dingle
Blick Richtung Dingle
am Zaun entlang -- sonst keine Wegmarkierung
am Zaun entlang — sonst keine Wegmarkierung

Tour vom Conor Pass aus

am Zaun entlang -- sonst keine Wegmarkierung
am Zaun entlang — sonst keine Wegmarkierung

Mindestens schon zweimal hatten wir vergeblich versucht, vom Conor Pass aus die nächstgelegenen Berge in westlicher Richtung zu besteigen. Das letzte Mal mussten wir bei aufziehendem Sturm und Regen nach der Hälfte der Strecke zurückkehren. Auch ein sicher mit den Gegebenheiten besser vertrautes älteres Paar aus den Midlands hatte den Weg abgebrochen…
Dieses Mal (15.10.) begrüßte uns die Sonne auf dem Pass. (Die nördliche Seite der zugehörigen Passstraße ist übrigens immer noch so, dass ich mich nicht darum reiße, sie zu befahren…) Der ungekennzeichnete, gelegentlich als Fußpfade erkennbare Weg Richtung Westen führt am Weidezaun entlang zunächst auf den Beenabrack, um dann auf den Ballysitteragh weiterzuführen. Zwischendurch sind immer wieder Stellen zu überwinden, an denen früher Torf gestochen wurde. Die Devise heißt dann: Wo ist der nächste Grasbüschel oder Stein, der mich nicht knöcheltief einsinken lässt. Wasserdichte Wanderschuhe sind hier ein entschiedenes Plus.
Wenn der Ende des Zaunes an einer T-Kreuzung erreicht ist, übersteigt man den Zaun an einer geeigneten Stelle, ohne ihn zu beschädigen und behält die generelle Richtung Westen bei (nach Süden käme man Richtung Dingle). Zum Schluss muss man ein relativ steiles Ende in Richtung eines Sattels am besten in S-Bahnen in den Weiden beschreibend überwinden. Auf dem Sattel angekommen folgt man den Telegrafenmasten west- und abwärts Richtung Ballyhea. Man gelangt durch Fichten- und Kieferschonungen zur Straße Richtung Brandon Creek. Von hier zurücklaufen Richtung Dingle (ca. 1 zusätzliche Stunde) oder Daumen raus…
Gesamtdauer: 4 Stunden

DISCLAIMER: Wanderungen auf den Bergen sollten gut vorbereitet sein. Einige Stichworte: Wetterbericht einholen, bestimmte Wege wie Faha Ridge verbieten sich bei Nässe, Wander-GPS erlaubt es, auch bei plötzlich aufziehendem Nebel den Rücktritt sicher zu gestalten, in der Unterkunft Bescheid sagen, schwierige Wege am besten in Begleitung Erfahrener gehen…

Brandon Mountain #3

bl_n_castle_gregoryAm 13.10. war das Wetter ausreichend trocken, um den Brandon Mountain auf der Halbinsel Dingle noch einmal vom Brandon Creek aus zu besteigen. Als wir auf dem Gipfel waren (die Aussichten Richtung Blasket Islands, Dunquin, Three Sisters… waren zwischendurch schon entschädigend genug), zog zwar etwas Nebel auf. Wir entschlossen uns, aber trotzdem den Weg über Faha Ridge Richtung Cloghane zu wagen. Nachdem die ersten 200 Meter geschafft waren, die etwas Mut erfordern, weil ein, zwei größere Felsen überwunden werden müssen, war dann aber auch die Luft raus: Die restlichen Kilometer an den Pipeline Lakes vorbei und zum Schluss wieder ansteigend in nordwestlicher Richtung nach Cloghane konnten wir dann abspannen und die einzigartige Landschaft bewundern. Außer mit einer Gruppe von 4 jungen Deutschen hatten wir übrigens das ganze Tal mit niemandem zu teilen.
In Cloghane war glücklicherweise trotz der Jahreszeit ein Pub noch offen, so dass wir uns ein Pint Bulmers gut sein lassen konnten. Vielleicht vermitteln die Bilder etwas von dem Erlebnis…
Den Rückweg Richtung Dingle gestalteten wir –– Daumen raus — mit zwei einkaufenden alten Damen, die uns bis Camp mitnahmen. Von dort mit Bus Eirean zurück nach Dingle.
Gesamtdauer: 6 Stunden (reine Wanderstrecke, der Track unten spart den leichten Anstieg vom Parkplatz vom Brandon Creek bis kurz vor dem Gipfel aus)

DISCLAIMER: Wanderungen auf den Bergen sollten gut vorbereitet sein. Einige Stichworte: Wetterbericht einholen, bestimmte Wege wie Faha Ridge verbieten sich bei Nässe, Wander-GPS erlaubt es, auch bei plötzlich aufziehendem Nebel den Rücktritt sicher zu gestalten, in der Unterkunft Bescheid sagen, schwierige Wege am besten in Begleitung Erfahrener gehen…