„music is the perfect art of understanding” – auf einer Überfahrt

Hardy Biermann Rhythmus

Wir schrieben das Jahr 1984 und die gewöhnliche Art nach Irland zu reisen, war die Fähre und kein Flugzeug wie heute. Im mütterlichen Kleinwagen befanden wir uns auf unserer ersten gemeinsamen Urlaubsreise ins Irland-Eldorado und nach beschwerlicher Anfahrt bis Le Havre konnten wir endlich auf der Fähre – Fahrtziel Rosselare – innerlich abspannen.

Als auf der 16stündigen Überfahrt die Nacht einbrach, machten wir es wie die Anderen: Die Disco im Boot war – nachdem der reguläre Disco-Betrieb beendet war –  für die, die es wünschten, zum Übernachten frei gegeben worden. Sicher 30 bis 40 Leute lagerten sich in Schlafsäcken wie wir auf dem grün-gräulichen Teppichboden, wir suchten uns irgendwo eine Ecke zum Lagern.

Es war noch keine Stunde vergangen, als plötzlich in den improvisierten Schlafsaal ein ungefähr 60jähriger Ire einbrach, der uns mit allen möglichen Sprüchen beschimpfte. I show you what hell is… war etwas, das sogar ich mit meinem schlechten Englisch verstand, das Meiste rauschte an mir vorbei. Die Leute um uns rum versuchten mit einer Mischung aus Belustigung und Ärger, den Alten zur Ruhe zu bringen – keine Chance angesichts dieser Suada. Der ganze Auftritt mochte vielleicht fünf Minuten gedauert haben, als sich die kaum nachvollziehbare Erregung des Alten legte und er noch diesen denkwürdigen Satz raushaute: music is the perfect art of understanding. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es von Thomas Mann einen ähnlichen Gedanken.

Der nächste Morgen fand den nächtlichen Ruhestörer im Sonnenschein auf Deck sitzend, ein Glas Guiness vor sich, die Fiddle gegen die Schulter gedrückt und mit großer Selbstverständlichkeit und einigen Mitspielern Irisches spielend. Ich schätze, keiner von denen, die der Alte nachts geweckt hatte, konnte ihm in irgendeiner Weise böse sein, alle schienen es zu genießen. Wie war sein Spruch gewesen?  Music is the perfect art of understanding. Wohl wahr…

 

 

Grab them by the pussy-Donald ist Präsident

Der erste Impuls: 4 x 12 mal das Wort „asshole” als Kommentar raushauen, am besten in Großbuchstaben für diesen Schmierlappen, einmal pro Monat der bevorstehenden Präsidentschaft. Aber wäre das vielleicht dann doch eher ein ungewollter Kotau vor dem Stammtischniveau, das mit Donald Trump demnächst ins Weiße Haus einzieht…? Wie lässt sich trotzdem auf diesen Mann reagieren, der eine Teflonbeschichtung zu besitzen scheint für alles, was mit Moral und Werten zu tun hat?

Einbinden

wahrscheinlich hat Angela Merkel das einzig Richtige getan, als sie einerseits eine Zusammenarbeit offerierte, diese aber andererseits an die Werte Deutschlands und der Europäischen Gemeinschaft knüpfte, nämlich „Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht sowie der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung”. Man muss aber darauf hoffen, dass Merkel dann, wenn diese Werte vom zukünftigen Präsidenten verletzt werden sollten, nicht nur lauwarme Worte findet wie gegenüber Erdogan.

Mit seinen Versprechungen konfrontieren

Dass ausgerechnet weiße, männliche Arbeiter mit geringer Ausbildung Trump gewählt haben, ist vor allen den Ängsten einer Schicht zu verdanken, die sich in jeder Hinsicht abgehängt fühlt. Aber auch diese werden irgendwann die vollmundigen Ankündigungen („make America great again”) an dem messen, was sie am Monatsende im Portemonnaie vorfinden. Ich hoffe, dass die Demokraten und dort vor allem die Sanders-Leute nicht müde werden, da den Finger in die Wunde zu legen.

Schadensbegrenzung

Gespannt bleibt, wie sich die Republikanische Partei zu Trump stellen wird. (Wahl-)Erfolg wirkt in gewisser Weise korrumpierend, bevor aber die eigene Partei dauerhaft Schaden nimmt, würden sie aber wahrscheinlich auch Trump behindern, wenn dieser völlig aus dem Ruder laufen sollte. International wird Trump, so rabaukenhaft und jenseits von Gut und Böse er sich gerne gibt, dann doch eher früher feststellen, dass er nicht alle gefahrlos vor den Kopf stoßen kann. Hier werden die Zwänge eines Präsidentenamtes zügelnd wirken, die der vormalige Wahlkampfmatador voluntaristisch bei Seite schieben konnte.

Impeachment

Trump hat ein insgesamt ein eher entspanntes Verhältnis zu diversen Gesetzen wie nicht nur seine sexuelle Übergriffigkeit gegenüber verschiedenen Frauen gezeigt hat. Sollte er diese Haltung auch gegenüber Verfassungsgrundsätzen der USA zeigen, gibt es noch das Instrument des Impeachment, mit dem dann gegen ihn vorgegangen werden kann. Immerhin ist damit der amerikanische Präsident Nixon von der Macht entfernt worden.

Nach vorne denken

Dass in Europa Leute vom Schlage eines Nigel Fürdenarsch oder Geert Wilders jetzt „bravo” schreien, war abzusehen. Atmen wir einmal durch, wäre mein Vorschlag, und zeigen, dass Europa und die EU einiges von dem, für das mal die Vereinigten Staaaten von Amerika gestanden haben (Zufluchtsort der Verfolgten, Ort für verschiedene Lebensentwürfe, Achtung der Vielfalt von Sprachen und Kulturen unter dem einigenden Dach einer von allen akzeptierten Verfassung…), besser kann und beobachtbar praktiziert. Und dann warten wir einfach mal ab. Ach ja, amerikanische Produkte muss man ja nicht jeder Zeit kaufen, wir können ja auch mit einem Kaufverzicht oder -aufschub deutlich machen, dass wir die Wähler vom 8.11.2016 nicht verstehen.

Willkommen und Anpassung — kein Goethe-Gedicht

Ich unterrichte an einer Hauptschule im Kölner Norden. In meiner siebten Klasse haben von 24 Schülern fünf einen deutschen Familiennamen. Das ist in den meisten Kölner Hauptschulen auch nicht anders und stellt zunächst überhaupt kein Problem dar.

Es gibt allerdings ein gewisses Problem damit, dass unter den Schülern mit Migrationshintergrund eine Gruppe zahlenmäßig dominiert: 12 Schülerinnen und Schüler haben einen türkischen Familienhintergrund und manche leiten aus diesem Umstand Forderungen ab, die ihrer Integration  in die deutsche Gesellschaft nach meinem Verständnis im Wege stehen.

Schreibweise der Namen

Türkische Vor- und Familiennamen enthalten, wenn man im Sinne der türkischen Rechtschreibung richtig schreiben will, einige Zeichen, die im Deutschen nicht nur unbekannt sind, sondern die auch am Computer nur mit Hilfsprogrammen erzeugt werden können. Solche Namen sind beispielsweise Tu?ba oder Asl?. Das „g” mit Tilde sorgt dafür, dass das  „g” in der Aussprache unberücksichtigt bleibt, das „?“ bei Asl? bewirkt am Ende einen Schwa-Laut vergleichbar dem letzten Laut des englischen „formula”.

Eine meiner Schülerinnen besteht darauf, dass ihr Name in diesem Sinne in türkischer Schreibweise z.B. bei einer Auflistung an der Tafel „richtig” geschrieben wird. Ich antworte darauf in zweierlei Weise: Zunächst sage ich der Schülerin, dass ich gut verstehen kannn, dass ihr Name korrekt ausgesprochen wird. Das billige ich jedem Schüler zu und ich denke, dass ich über die Jahre gelernt habe, alle fremdländischen Namen richtig auszusprechen.

Australien…

Im zweiten Argument, weshalb ich mich im Sinne der Integrationsinteressen der Schülerin weigere, ihrer Forderung nach der für sie richtigen Schreibweise nachzukommen, kommt mein Bruder ins Spiel. Er ist vor 11 Jahren nach Australien ausgewandert und heißt nun – Umlaute sind in Australien nicht vorgesehen – „Junger”. Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, hat das keine Gefühle von mangelnder Akzeptanz bei ihm ausgelöst, das war der Anpassungsprozess, den er für die Aufnahme in die australische Gesellschaft leisten musste. Punkt. (Dass ich mich selbst in englisch- oder französischsprachigen Kontexten meistens als George vorstelle, lasse ich für die Schülerin lieber weg: Sie würde es nicht verstehen…) 

Würde mein Bruder auf der Schreibweise mit „ü” bestehen, würde er nicht nur Kopfschütteln auslösen, sondern könnte alle Hoffnungen auf berufliches und gesellschaftliches Fortkommen in Australien in den Kamin schreiben. Dies versuche ich meiner Schülerin deutlich zu machen und scheitere damit regelmäßig. Vielleicht versuche ich es demnächst mal so: Wenn ich ins Kino will, um einen spannenden, schönen Film zu sehen, muss ich auch einen Eintrittspreis bezahlen, um an der Vorführung teilnehmen zu können. Ich brauche mir aber deswegen nicht einzureden, dass die Kino-Besitzerin mich wegen des abverlangten Eintritts nicht mag…

Vielleicht können wir auch irgendwann auf eine sprachlich vollzogene Integration zurückblicken. Immerhin ist in Köln aus Miloviç irgendwann Millowitsch und damit der Kölner Vorzeigevolksschauspieler geworden…

 

Dylan & ich

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Große Schwestern können manchmal nerven, sind aber auch für allerhand Anregungen gut. Musikalisch hat meine älteste Schwester nicht nur Pentangle, Blood, Sweat & Tears, sondern auch Robert Zimmermann aka Bob Dylan in die Familie eingeführt. Herzlichen Dank dafür!

Drei Platten von Dylan haben über die ohnehin vorhandene jahrzehntelange Langzeitwirkung hinaus bei mir besonderen Eindruck hinterlassen. Dabei war es bei „The times they are a-changin’“ gar nicht die Musik, die bei mir besonders nachhaltig wirkte, es war das Plattencover: Dylan hielt für mich in ihm den Kopf skeptisch-zweifelnd schief. Das war fortan für mich stilbildend: Auch ich wollte als so ein skeptischer Zeitgenosse wirken und hielt deswegen den Kopf genauso schief. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass ich zarte zwölf bis vierzehn Jahre war.

Das zweite Album klang alleine schon von seinem Titel her geheimnisvoll: Subterranean Homesick Blues. Dort hatte es mir vor allem der Titel „It’s All Over Now, Baby Blue“ angetan. Ein Satz wie „forget the dead you left / They will not follow you“ entsprachen meinem Impuls, mich von Familie – in der der Erzählfaden über Tote schwer wog – zu distanzieren und neue Wege zu gehen.
Ganz anders dann die Platte „Planet Waves“. Dylan wirkte für mich hier geradezu fröhlich wie auf eröffnenden „On a night like this“, wozu auch das Akkordeon und der von ihm ausgehende Drive gehörte. „Forever young“ gleich in zwei Versionen war ein Sehnsuchtsding, an das ich zumindest in Reimform gerne glauben mochte. Und war der „Wedding Song“ musikalisch für mich auch nicht erste Sahne, fand ich doch den Satz „And if there is eternity I’d love you there again“ so gut, dass ich ihn in einige Glückwunschkarten für Hochzeiten schrieb.

Belcanto? – Nein Danke
Ein Musikkritiker im Time Magazine schrieb mal zu Dylans Stimme, sie klänge „as if it was drifting over the walls of a tuberculosis sanatorium“. Nun hatte das Thema Tuberkulose für unsere Familie – ganz ohne Flachs – einen unerfreulichen Klang. Allgemein war damit aber bezogen auf Dylan ganz passend das Unschöne, zum Teil sogar Nervende an der Art beschrieben, wie er viele Songs vortrug: Offensichtlich ging es hier nicht darum, über eine liebliche, leidenschaftliche oder sonstwie emotionale Vortragsweise den Hörer zu gewinnen, sondern alleine den Text in den Vordergrund zu stellen. Das ermutigte indirekt jeden, sich selbst aufzumachen und ebenfalls zu singen, auch wenn dafür kein Schönheitstitel zu erwerben war. Auch in diesem Punkt war Dylan für mich stilbildend: Ich hatte folglich keine Hemmungen, mit mindestens halb so krächziger Stimme wie Dylan Desolation Row oder The times they are a-changin’ zu singen.

Kommunikationsspielchen? – „it ain’t me, babe“
Ist es in einer Welt der Kommunikationsspiele, die Spontaneïtät fast immer zu kurz kommen lässt, nicht kurz vor genial, dass Dylan vielen Versuchen immer wieder ausgewichen ist, die von ihm erwarteten Antworten zu produzieren?! Vor Jahren wurde Dylan gefragt, worum es in seinen Songs ging. Hier die starke Antwort:

Interviewer: “Mr Dylan, what are your songs about?”
Dylan: “Some of my songs are about four minutes, some are about five, and some, believe it or not, are about 11 or 12.“

Daher hat die bis heute durchgehaltene Schweigsamkeit Dylans gegenüber dem Norwegischen Nobelpreis-Komitee meinen Respekt. Er hat sich eben nicht artig bedankt, sondern vielleicht lieber seine Katze gefüttert oder neue Lieder gemacht. Dafür wird er anerkannt, von manchen vielleicht  sogar geliebt – was irgendwelche Nobelpreis-Fuzzys auf der Tagesordnung haben, ist ihm offensichtlich eher Schnuppe. Schauen wir mal, was der inzwischen alte Knabe sonst noch so für uns bereit hält…

Brexit und die Folgen – Wie’s auch geht… #1

Nicht nur Schottland und Nord-Irland sind nach dem Brexit mit der vorhandenen Situation alles andere als zufrieden, auch viele einzelne Bewohner des UK wollen über einen Umweg ihre EU-Mitgliedschaft bewahren.

Der Weg geht so: Hast du eine (bislang vielleicht nicht so für dich bedeutsame) Großmutter oder einen Großvater mit irischer Staatsbürgerschaft, können jetzt die Enkel beim Citizens Information Board eine irische und damit EU-Staatsbürgerschaft erwerben. Auch andere, direkte Verwandte mit irischer Staatsbürgerschaft qualifizieren für einen solchen Antrag.

Die Behörde konsultieren offenbar so viele Menschen, dass das Personal aufgestockt werden musste. Auch unser schottischer Freund Alex geht jetzt diesen Weg und wird – sollte es dazu kommen und anders als bei dem ersten Referendum – für die Unabhängigkeit Schottlands stimmen…

Dingle-Streifzug – meist auch bei oder nach dem Regen möglich

Dick Mack’ – opposite the church – Einsamkeit ausgeschlossen
Dick Mack’s opposite the church – Einsamkeit fast ausgeschlossen
Regenbogen über Culeen, direkt am Ortseingang
Regenbogen über Culeen, direkt am Ortseingang
Hafen von Dingle
Hafen von Dingle
Abendspaziergang
Abendspaziergang
Schiff fährt aus, im Hintergrund brennendes Buschwerk – Ökologie kleingeschrieben
Schiff fährt aus, im Hintergrund brennendes Buschwerk – Ökologie kleingeschrieben

Wenn es denn regnet…

culeen
Regenbogen über Culeen, Dingle

Irland ist nicht Teneriffa und wird es hoffentlich auch unter den Folgen globaler Erwärmung niemals werden. Die Frage ist also erlaubt, was man an Regentagen in einer Kleinstadt wie Dingle machen kann. Dazu ein paar Anregungen:

  • Dingle besitzt eine Reihe Cafés (z.B. das Goat Street Café), in denen man nicht nur gut essen, sondern bei einer Tasse Tee & Scones (kleine süße Brötchen) stundenlang an seinem Lieblingsbuch kleben kann. Ist der Lesestoff alle, gibt es zwei Buchläden. Unser Lieblingsladen ist der Dingle Bookshop, Church Street (hier auch tolle Fotobände zum Blättern).
  • Abends warten ein Dutzend Pubs darauf, nach ihren Vorräten an gezapften Bieren (Draught) oder Whiskys durchforscht zu werden (besonders speziell auch Dick Mack’s oder Foxy Johns). Musikliebhaber – sofern nicht mit Allergie gegen Folk behaftet – werden glücklich im Courthouse, bei O’Flahertys oder im an droichead beag-Pub. Dort verkehren solch tolle Musiker wie Tommy O’Sullivan, Matt Griffin, Padraig O’Se, Eoin Duignan, Donagh Hennessy, Méabh Ni Bheaglaoich, um nur ein paar zu nennen. Dazu drei Musikbeipiele:
    Eoin Duignan, Tommy O’Sullivan & Jeremy Spencer
    Eoin Duigann & Donagh Hennessy
    Matt Griffin & Paidrag O’Sé
  • Meist ist der Regen nicht so, dass man nicht in Regenpausen eine Runde zum Hafen oder zum Leuchtturm machen kann. Was man da sieht, ist hier zu sehen.

Fungie – dead or alive!

Delphine in der Bucht von Ventry / Ceann Tra
Delphine in der Bucht von Ventry / Ceann Tra

Seit 1983 lebt in der Bucht von Dingle ein Delphin-Männchen, für das sich irgendwann der Name Fungie einbürgerte. Die Dingle-Bewohner begegnen ihm mit einer Mischung aus Sympathie oder – ob des Boheis – auch schon mal mit Ironie. Im an droichead beag-Pub haben wir jedenfalls schon freche Lieder über ihn gehört.

Es gibt eine regelrechte kleine Industrie um Fungie, die vor allem darin besteht, dass Boote vom Hafen aus starten, um ihn zu besichtigen. Da der Verkaufsslogan no see, no pay lautet, heften sich schon mal bis zu 5 Boote an seine Hacken, was für das Tier einen beträchtlichen Stress verursachen dürfte. Andere Möglichkeiten sind, sich einen Tauschanzug auszuleihen und mit Fungie zu schwimmen. Das Faszinierende ist dann aber tatsächlich, wenn das halb-wild lebende Tier zu sehen ist…

Auch an Fungie sind die Jahre nicht spurlos vorüber gegangen, er lässt sich vermutlich auch deswegen deutlich seltener sehen und springt auch nicht mehr aus dem Wasser oder liefert sich Wettrennen mit den Booten, die ihn verfolgen. Auch eine Verletzung Fungies durch einen Bootspropeller (kürzlich geschehen) dürfte zum Abstandhalten des Tieres beigetragen haben. Am letzten Wochenende waren wir schließlich Zeuge, wie 5 Boote vergeblich nach ihm über eine Stunde suchten, bis die Suche – sinnvollerweise – irgendwann eingestellt wurde. Fungie durfte mal ein bisschen im Abseits verschnaufen …

Wie Dingle mit einem absehbaren Ende von Fungie umgehen wird, ist noch nicht abzusehen. Sicher gibt es auch Möglichkeiten, im Sommer die sogenannten eco tours Richtung Blasket Inseln auszuweiten. Auf dem Weg dorthin sind auch schon mal Delphine zu sehen. Dass ein Delphin sich noch mal mit dieser Ausschließlichkeit in der Bucht ansiedelt, wird wohl kein zweites Mal eintreten.

Was kann der Dingle-Besucher selbst tun, um Delphin-Gucken und Respekt vor dem Tier zu vereinen? Die gewaltfreie Methode, Fungie zu sehen, ist ein Fernglas mitzunehmen und einen Gang vom Hafen aus Richtung Skellig Hotel oder Leuchtturm am Ufer entlang zu machen. In unmittelbarer Nähe zum Leuchtturm hält sich Fungie häufig auf und kann mit einem Fernglas ohne Beeinträchtigung des Tieres gut beobachtet werden. Mit viel Glück ergibt sich aber vielleicht auch etwas anderes wie für uns vergangene Woche: In der Bucht von Ceann Tra / Ventry war wegen der Mondkonstellation ein außergewöhnlich starkes Hochwasser. Vom Strand aus konnten wir beobachten, dass eine Gruppe von 4 bis 5 Delphinen auf Nahrungssuche in die Bucht gekommen war. Nach 10 Minuten waren dann allerdings die Delphine wieder weg. Auch Seehunde haben wir in dieser Bucht schon gesehen…

Amerikaner vor dem Urnengang – Erfahrungen in Irland

Abendliche Pub- oder Restaurantbesuche bringen Gespräche mit den Nachbarn in Gang. Das war in diesem Herbst in Dingle auch nicht anders, wo neben zahlreichen Deutschen vielleicht noch mehr US-Amerikaner zu Gast waren.

Natürlich kam dann nach einer gewissen Weile auch die Rede auf den augenblicklichen Wahlkampf und die Beurteilung von Hillary Clinton und der fleischgewordenen Widerlichkeit Donald Trump. Ein bisschen beruhigend empfand ich, dass die Amerikaner, mit denen wir Lust und Gelegenheit zum Austausch hatten, fast alle deutlich ihre Distanz zu Trump bekundeten und uns beruhigten: Er werde nicht zum US-Präsidenten gewählt…

Ich war mir in diesem Sommer allerdings auch sicher, dass Großbritanien nicht aus der EU austreten wollte. Warten wir also den 8.11. ab…

Schottische Knie

für Paul S.

linkes_knie

Der unangenehme Teil der Wanderleidenschaft besteht darin, dass der Körper – zumal wenn er mehr als 60 Jahre zählt – nicht mehr alles wegsteckt, was man ihm im Wandern zumutet.
In dieser Hinsicht habe ich im vergangenen Sommer drei Fehler gemacht:

  • Wir haben – was bisher nie ein Problem war – unser gesamtes Gepäck auf dem West Highland Way (ca. 10 kg) während der kompletten Wanderung im Rucksack mitgenommen. Auf einer besonders rasch absolvierten Etappe von 26 Kilometern, die wir wegen des aufkommenden Regens besonders zügig abgerissen hatten, trat dann als erster Belastungshinweis eine Krampfader bedrohlich aus dem Unterschenkel heraus. Wir hätten aber die Möglichkeit gehabt, ganz oder teilweise einen Transportservice in Anspruch zu nehmen. Fehler #1
  • Wohlmeinende Mitwanderer aus Nord-Irland, die jetzt in der Schweiz wohnen, hatten mir einen Wanderstock ausgeliehen, vielleicht auch ein bisschen aufgedrängt. Was sich anfangs als ganz angenehm bei Abwärtsstrecken anfühlte, wurde auf den letzten 2 1/2 Tagen der Wanderung zu einem Problem. Ich sah wohl wie ein wandelndes Fragezeichen ein, so schief war meine gesamte Körperhaltung. Fehler #2
  • In Inverness, wo wir am Tag nach der Wanderung Zwischenstation machten, besuchten wir den empfehlenswerten Folk-Klub Hootananny (Innenstadt, Nähe Ness). Am Ende des Abends, es spielte eine Jugendmannschaft von Feis Rois Org, wurde getanzt. Mir war echt nicht nach tanzen zumute. Kurz vor Schluss wurde ich jedoch von einer Französin zum Hüppetanz aufgefordert. Ich mochte der jungen Frau keine Abfuhr geben und ließ mich auf das Hüpfen ein. (Ey, Mann, was man auch im Alter noch für Dummheiten machen kann…) Am nächsten Tag waren linkes und rechtes Knie in einem unerfreulichen Wettbewerb, wer dicker sein durfte. Mit Eis-Kühlen und 2 Tagen Bettruhe ließen sich die Schmerzen so runterdimmen, dass ich zumindest kleine Strecken bewältigen konnte. Fehler #3

Zurück in Köln war es nach wie vor so, dass die Knie Flüssigkeit eingelagert hatten und mal mehr, mal weniger schmerzen. Das ließ sich auch mit Bauerfeind-Manschetten nur begrenzt verbessern. Besonders unangenehm war es, treppab zu laufen. Ein Lob dem Aufzug im Haus!

Nach vielem Antichambrieren, Rumtelefonieren war dann tatsächlich nach Tagen oder gefühlten Wochen ein Orthopäde außerhalb des Hausärztlichen Notdienstes (Kortisonspritze i.m.) zu finden, der sich der Knie etwas gründlicher annahm. Röntgenbilder und ein MRT förderten zutage, dass mein linkes Knie (das rechte war anfangs das stärker geschwollene) folgenden Befund erhielt:

Meniskopathie Grad III am lnnenmeniskushinterhorn, im übrigen Grad II. Chondropathie Grad III im Femorotolabialgelenk. Chondropathia patellae Grad III. Kleiner Reizerguss. Kleine Plica synoviales parapatellare lateralis.

Die verabreichte Therapie bestand dann darin, dass noch einmal lokal Cortison in das stärker schmerzende linke Knie gespritzt wurde, was tatsächlich zu einem deutlichen Nachlassen der Schmerzen beim Gehen führte. Treppen ließen sich irgendwann auch ohne nachgeschleiftes stärker schmerzendes Knie bewältigen.

Die augenblicklich eingehaltene Therapie lautet: Einnahme von Karazym (eine Packung aufgebraucht) oder jetzt von Orthomol arthroplus. Karazym habe ich auch in Belastungssituationen (=Wandern) noch einmal genommen. Daneben vermeide ich im Fitnesscenter alles, was die Knie besonders belastet, und halte nach Wandertagen erst mal einen Ruhetag ein. Resultat? Die Knie muckeln nur gelegentlich. In Irland, nach einem Abstieg, der stundenlang über eine Steinpiste führte, merke ich dann aber auch mehr. Es wäre schön, wenn ich wieder so schmerzfrei werden könnte, dass leichtes Joggen im Park drin wäre. (Werde ich aber vorher ärztlich abklären.) Dazu kommen Behandlungen in einer Osteopathie-Praxis, von denen ich allerdings erst eine gehabt habe.

Was sind die geschätzten Erfahrungen der Netzgemeinde in ähnlichen Fällen?