Dreitälerweg Merten – Süchterscheid – Blankenberg

Manche Dinge liegen mehr oder weniger vor der Haustüre. Man muss sie allerdings wahrnehmen. Von daher ist die Covid-19-Zeit für mich nicht nur die Große-Gürtel-enger-schnallen-Zeit gewesen, sondern auch der Zugang zu Neuem.

Auf die Gefahr hin, demnächst (zu) viele Menschen auf diesem Weg zu finden, hier ein Plädoyer für den Dreitälerweg in der Siegregion. Dieser lässt sich mit der DB von Köln aus in 40 Minuten erreichen. Einstieg zum Wanderweg ist die Bahnstation Merten. Von dort geht es am ehemaligen Kloster vorbei und über die Siegbrücke zum Krabachtal (Tal #1). Der Weg folgt diesem Tal, bis die Zufahrt nach Süchterscheid gekreuzt wird. Über Süchterscheid (Einkehrmöglichkeit im Landhaus Süchterscheid, gegenüber der Kirche, oder in dem netterweise von dem Biobetrieb Hüsgen bereitgestellten “Wanderhüttchen”) wird das Ahrenbachtal (Tal #2) erreicht. Dieses ist der landschaftlich vielleicht schönste Teil der Strecke. Dieser führt zunächst sanft bergab, bevor er kurz vor Blankenberg wieder ansteigt. (dort vielfältige Einkehrmöglichkeiten). Der letzte Abschnitt erfolgt süd-östlich an der Stadtmauer Blankenbergs entlang talwärts zur Sieg (Tal #3) und zum Ausgangspunkt Merten zurück. Wer in Blankenberg schon genug gewandert ist, kürzt ab und benutzt schon in Blankenberg die Bahnstation. Die Züge von dort verkehren halbstündig und schnell sind Hennef, Siegburg oder Köln wieder erreicht.

Eine ausführliche Weg-Beschreibung mit gpx-Datei findet sich hier. Viele Fotos, die auf der Strecke entstanden sind, sind hier. Es gibt zwar auch eine Beschilderung des Weges, die einen aber an entscheidenden Stellen im Stich lassen kann. Mit Wander-Navi sind Sie jedenfalls auf der sicheren Seite! Die Gesamtstrecke (einschließlich Merten) wird mit 16,74 km angegeben.

Ohne die Rückkehr nach Merten lässt sich die Strecke in etwas mehr als 3 Stunden netto bewältigen. Viele Pflanzen, landschaftlich sehenswerte Streckenabschnitte, eine Wallfahrtskirche in Süchterscheid und die in den letzten Jahren herausgeputzte Burg in Blankenberg machen die Strecke vielseitig und attraktiv. Wer Glück hat, sieht auch die Roten Milane, die ich schon an verschiedenen Abschnitten der Strecke beobachten konnte.

Rennsteig – Wandererfahrungen im thüringisch-fränkischen Grenzgebiet

Rennsteig klingt nach „rennen”, hat aber wortgeschichtlich damit nichts zu tun, sondern leitet sich vermutlich von Althochdeutsch renniweg ab, einem schmalen Pfad, der nicht mit Fahrzeugen befahren werden kann. In diesem unwahrscheinlich heißen Sommer erwies sich jedenfalls die Entscheidung, auf dem Rennsteig zu wandern, schon deswegen als günstig, weil er meist durch Wald führt und die Höhenlage (ca. 600 bis 900 m) jedenfalls ein bisschen kühlere Temperaturen bescherte.

Ich war nach den Erfahrungen aus Schottland von vor zwei Jahren auch bereit, das Hauptgepäck transportieren zu lassen. Ich hätte es nur am ersten Tag etwas weniger weit angehen lassen sollen. Allerdings wartete um 16.30 h auch ein Shuttle-Service auf mich, der meine Mitwanderer und mich aufnehmen sollte: Die 25,5 km dieses Tages waren aus dem Stand dann einfach zu viel, am Abend meldete sich das Knie und sagte „Ruhetag”. Den verbrachte ich in Schmalkalden und war am 3. Wandertag wieder soweit hergestellt, dass ich den Weg nach Oberhof antreten konnte. Der Rest des Weges verlief dann wie vorgesehen, nicht zuletzt Dank der in Oberhof gekauften Wanderstöcke (Danke, Dagmar), die dem Knie deutliche Entlastung brachten. Auch die letzte Etappe über 28 km von Steinbach am Walde nach Blankenstein auf fast durchgehend abwärts führenden Wegen ließ ich nach den Erfahrungen des Einstiegs aus.

Alles in allem ein guter Wanderweg, nur die lieblose Streckenführung im fränkischen Teil des Weges über betonierte Radwege oder an stark befahrenen Straßen entlang, nervte. Der Reiseveranstalter Kleins Wanderreisen kann übrigens empfohlen werden: Die ausgesuchten Hotels und Pensionen hatten fast durchweg gutes Niveau und der Preis für 9 Übernachtungen mit Frühstück, Gepäcktransport und Einzelzimmerzuschlag war mit 805 € auch fair bemessen.

Wanderkultur in der Pfalz

Weinbiethaus bei Neustadt
Weinbiethaus bei Neustadt

Das Wort „Wandern” war für unsere Kinder lange Zeit ein Unwort. Wollte man sie dazu animieren, war es z.B. in der Pfalz klug, eher vom Flammkuchen in den Hütten und von den Burgen auf den Bergen zu reden. Solche semantischen Klimmzüge müssen wir – ohne Kinder – nicht mehr anstellen. Die Vorstellung vom Wandern mit Trachtenhut, Lederhosen und Gamaschen spukt aber manchmal noch in meinem Kopf wie vordem vielleicht bei den Kindern.

Um so befreiender ist es, wenn sich Wandern als Breitensport zumindest in der Pfalz heute anders darbietet: Um den Nationalfeiertag herum waren wir in der Pfalz, dem Wein und dem Wandern zu Liebe. Das Charmante an einigen Orten wie Dürkheim, Deidesheim oder Neustadt ist, dass alle untereinander mit der Bahn verbunden sind. Man kann also am Rand des Hardt-Gebirges oder in den Weinbergen so lange wandern, bis man genug hat und fährt an den Ausgangsort zurück mit der DB.

Mir fiel dabei auf, dass die Pfälzer Wald Hütten heute eben nicht mehr diesen Fünfziger-Jahre-Geruch atmen, sondern von Jung und Alt und besonders von jungen Familien frequentiert werden. Mannheim, Ludwigshafen und andere Städte an der Rhein-Schiene haben offenbar viele Bewohner, die am Wochenende gerne mal im Wald wandern und dann auch in den Hütten einkehren. Die Preise dort sind so, dass keiner ausgeschlossen wird. Scheint die Sonne – wie hier im Weinbiethaus bei Neustadt – kann man es draußen bei Weinschorle oder Federweißen gut aushalten. Schade, dass mir diese Kombination aus Wandern und Genießen nördlich der Pfalz selten begegnet ist.

Schottische Knie

für Paul S.

linkes_knie

Der unangenehme Teil der Wanderleidenschaft besteht darin, dass der Körper – zumal wenn er mehr als 60 Jahre zählt – nicht mehr alles wegsteckt, was man ihm im Wandern zumutet.
In dieser Hinsicht habe ich im vergangenen Sommer drei Fehler gemacht:

  • Wir haben – was bisher nie ein Problem war – unser gesamtes Gepäck auf dem West Highland Way (ca. 10 kg) während der kompletten Wanderung im Rucksack mitgenommen. Auf einer besonders rasch absolvierten Etappe von 26 Kilometern, die wir wegen des aufkommenden Regens besonders zügig abgerissen hatten, trat dann als erster Belastungshinweis eine Krampfader bedrohlich aus dem Unterschenkel heraus. Wir hätten aber die Möglichkeit gehabt, ganz oder teilweise einen Transportservice in Anspruch zu nehmen. Fehler #1
  • Wohlmeinende Mitwanderer aus Nord-Irland, die jetzt in der Schweiz wohnen, hatten mir einen Wanderstock ausgeliehen, vielleicht auch ein bisschen aufgedrängt. Was sich anfangs als ganz angenehm bei Abwärtsstrecken anfühlte, wurde auf den letzten 2 1/2 Tagen der Wanderung zu einem Problem. Ich sah wohl wie ein wandelndes Fragezeichen ein, so schief war meine gesamte Körperhaltung. Fehler #2
  • In Inverness, wo wir am Tag nach der Wanderung Zwischenstation machten, besuchten wir den empfehlenswerten Folk-Klub Hootananny (Innenstadt, Nähe Ness). Am Ende des Abends, es spielte eine Jugendmannschaft von Feis Rois Org, wurde getanzt. Mir war echt nicht nach tanzen zumute. Kurz vor Schluss wurde ich jedoch von einer Französin zum Hüppetanz aufgefordert. Ich mochte der jungen Frau keine Abfuhr geben und ließ mich auf das Hüpfen ein. (Ey, Mann, was man auch im Alter noch für Dummheiten machen kann…) Am nächsten Tag waren linkes und rechtes Knie in einem unerfreulichen Wettbewerb, wer dicker sein durfte. Mit Eis-Kühlen und 2 Tagen Bettruhe ließen sich die Schmerzen so runterdimmen, dass ich zumindest kleine Strecken bewältigen konnte. Fehler #3

Zurück in Köln war es nach wie vor so, dass die Knie Flüssigkeit eingelagert hatten und mal mehr, mal weniger schmerzen. Das ließ sich auch mit Bauerfeind-Manschetten nur begrenzt verbessern. Besonders unangenehm war es, treppab zu laufen. Ein Lob dem Aufzug im Haus!

Nach vielem Antichambrieren, Rumtelefonieren war dann tatsächlich nach Tagen oder gefühlten Wochen ein Orthopäde außerhalb des Hausärztlichen Notdienstes (Kortisonspritze i.m.) zu finden, der sich der Knie etwas gründlicher annahm. Röntgenbilder und ein MRT förderten zutage, dass mein linkes Knie (das rechte war anfangs das stärker geschwollene) folgenden Befund erhielt:

Meniskopathie Grad III am lnnenmeniskushinterhorn, im übrigen Grad II. Chondropathie Grad III im Femorotolabialgelenk. Chondropathia patellae Grad III. Kleiner Reizerguss. Kleine Plica synoviales parapatellare lateralis.

Die verabreichte Therapie bestand dann darin, dass noch einmal lokal Cortison in das stärker schmerzende linke Knie gespritzt wurde, was tatsächlich zu einem deutlichen Nachlassen der Schmerzen beim Gehen führte. Treppen ließen sich irgendwann auch ohne nachgeschleiftes stärker schmerzendes Knie bewältigen.

Die augenblicklich eingehaltene Therapie lautet: Einnahme von Karazym (eine Packung aufgebraucht) oder jetzt von Orthomol arthroplus. Karazym habe ich auch in Belastungssituationen (=Wandern) noch einmal genommen. Daneben vermeide ich im Fitnesscenter alles, was die Knie besonders belastet, und halte nach Wandertagen erst mal einen Ruhetag ein. Resultat? Die Knie muckeln nur gelegentlich. In Irland, nach einem Abstieg, der stundenlang über eine Steinpiste führte, merke ich dann aber auch mehr. Es wäre schön, wenn ich wieder so schmerzfrei werden könnte, dass leichtes Joggen im Park drin wäre. (Werde ich aber vorher ärztlich abklären.) Dazu kommen Behandlungen in einer Osteopathie-Praxis, von denen ich allerdings erst eine gehabt habe.

Was sind die geschätzten Erfahrungen der Netzgemeinde in ähnlichen Fällen?