Wanderkultur in der Pfalz

Weinbiethaus bei Neustadt
Weinbiethaus bei Neustadt

Das Wort „Wandern” war für unsere Kinder lange Zeit ein Unwort. Wollte man sie dazu animieren, war es z.B. in der Pfalz klug, eher vom Flammkuchen in den Hütten und von den Burgen auf den Bergen zu reden. Solche semantischen Klimmzüge müssen wir – ohne Kinder – nicht mehr anstellen. Die Vorstellung vom Wandern mit Trachtenhut, Lederhosen und Gamaschen spukt aber manchmal noch in meinem Kopf wie vordem vielleicht bei den Kindern.

Um so befreiender ist es, wenn sich Wandern als Breitensport zumindest in der Pfalz heute anders darbietet: Um den Nationalfeiertag herum waren wir in der Pfalz, dem Wein und dem Wandern zu Liebe. Das Charmante an einigen Orten wie Dürkheim, Deidesheim oder Neustadt ist, dass alle untereinander mit der Bahn verbunden sind. Man kann also am Rand des Hardt-Gebirges oder in den Weinbergen so lange wandern, bis man genug hat und fährt an den Ausgangsort zurück mit der DB.

Mir fiel dabei auf, dass die Pfälzer Wald Hütten heute eben nicht mehr diesen Fünfziger-Jahre-Geruch atmen, sondern von Jung und Alt und besonders von jungen Familien frequentiert werden. Mannheim, Ludwigshafen und andere Städte an der Rhein-Schiene haben offenbar viele Bewohner, die am Wochenende gerne mal im Wald wandern und dann auch in den Hütten einkehren. Die Preise dort sind so, dass keiner ausgeschlossen wird. Scheint die Sonne – wie hier im Weinbiethaus bei Neustadt – kann man es draußen bei Weinschorle oder Federweißen gut aushalten. Schade, dass mir diese Kombination aus Wandern und Genießen nördlich der Pfalz selten begegnet ist.