„They [die Kurden] didn’t help us with Normandy” – ARGG!!!

„Mir fällt zu Hitler nichts ein” schrieb Karl Kraus in seinem Aufsatz Die Dritte Walpurgisnacht von 1933. (Das stimmte nicht ganz, da er sich doch zu ihm analysierend geäußert hat.) Trotzdem kann ich das Gefühl, dass man schreibend einem irrlichternden Phänomen wie Hitler nicht beikommt und sich deswegen ohnmächtig fühlt, gut nachvollziehen, wenn ich an Trump denke.

Nun täte man Trump zu viel Ehre an, ihn in dieser Kategorie von Bösewichtern anzusiedeln. Dennoch bleibt bei der Vielzahl von Skandalen, offenkundigen Fehleinschätzungen, Bürgerkriegsrhetorik, dem feindseligen Ton gegen viele Minderheiten im eigenen Land etc. pp. der Eindruck, dass man schreibend dem Phänomen Trump nicht beikommt. Viele seiner Wähler teilen offenbar dieselbe geringe Bildung wie dieser Präsident. Anders kann man nicht erklären, dass – der aktuelle Fall – eine Äußerung wie „they [die Kurden] didn’t help us in the Second World War. They didn’t help us with Normandy, as an example.” nicht einen kollektiven Aufschrei der Entrüstung ausgelöst hat.

Wieso in aller Welt hätten Kurden in diesen für sie eher an der Peripherie angesiedelten 2. Weltkrieg eingreifen sollen? Sie hatten genug damit zu tun, sich in einem auf die Länder Iran, Irak, Türkei und Syrien aufgeteilten Siedlungsgebiet zu behaupten. Den eingeforderten Beistand („they didn’t help us”) hat Trump jedenfalls den Kurden, die die militärisch verlustreichen Bodenoperationen z.B. in Mossul durchgeführt haben, nachhaltig entzogen. Jeder, der in Zukunft eine militärische Kooperation mit US-Amerika eingeht, kann sicher sein, dass er sich auf nichts und niemanden verlassen kann. Nicht mal im ureigensten amerikanischen Interesse handelt der Cretin mit Inselbegabungen. Den IS oder vergleichbare Gruppen für besiegt und ungefährlich zu halten, ist bodenlos dumm. Womit sich der Kreis schließt.

Kann nicht mal einer von den (vielleicht) verbliebenen Grown-Ups im Weißen Haus diesem Trump auf die Finger hauen? Kurden haben übrigens, wie die New York Times berichtet, durchaus am Kampf gegen Hitler teilgenommen.

Pharrell Williams verbietet sich „Happy“

Der amerikanische Vollpfosten*, so herz- wie hirnlos, hatte nichts besseres zu tun, als am Tag des Attentats auf eine jüdische Synagoge in Pittsburgh mit 11 Toten das Lied „Happy“ auf einer Wahlkampfveranstaltung spielen zu lassen. Das Stück stammt von Pharrell Williams, der mir noch eher durch Get lucky, was mächtig in Beine und Ohren geht, bekannt war.

Pharrell hat – vertreten durch seinen Anwalt – mit deutlichen Worten sich einen derartigen Missbrauch seines Liedes unter solchen Umständen verbeten und Klage angedroht, die sich auf alle Songs von Pharrell bezieht.

On the day of the mass murder of 11 human beings at the hands of a deranged ‘nationalist,’ you played his [i.e. Pharrells] song ‘Happy’ to a crowd at a political event in Indiana […] There was nothing ‘happy’ about the tragedy inflicted upon our country on Saturday and no permission was granted for your use of this song for this purpose.

Danke, Pharrell

* Eigentlich liegt mir Unhöflichkeit fern. Wenn der mächtigste Mann der Erde wiederholt andere Leute nachäfft, sich über den Missbrauch von Frauen lustig macht oder ihn selbst betreibt und an die niedrigsten Gefühle seiner Wähler appelliert, hat er seinen Anspruch auf Höflichkeit verwirkt.

Neues von der Trumpfbacke

Schauergestalten dieser und der anderen Sorte

Es muss sich ungemütlich anfühlen, wenn der Herr so rumschreit: Großbuchstaben in Emails oder Twitter-Nachrichten sind bekanntlich als Schreien zu werten. Der erste Mitarbeiter Trumps aus seinem Kampagnenstab ist gestern mit Monafort festgesetzt worden. Außerdem wurden dessen Mitarbeiter Paul Gates unter Hausarrest gestellt und schon Anfang Oktober bekannte George Papadopoulos, ebenfalls aus Trumps Wahlkampfteam, dass er das FBI bei Vernehmungen belogen habe und dass er „proactive“ mit Sonderermittler Mueller kooperieren wolle.

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ich schwöre – jetzt auch Trump…

Passiert mindestens fünfmal pro Woche, dass einer meiner Schüler seiner Aussage Nachdruck verleihen will, indem er ein ich schwöre anhängt. Je nach Stimmung sage ich Ich glaube dir auch so oder wir schwören hier nur vor Gericht. Ich würde meine Hauptschüler beleidigen, sie mit dem amerikanischen Amtsinhaber zu vergleichen, dennoch: Wenn Fuck&Fake-Trump jetzt mit großer Emphase unaufgefordert deklamiert, dass er die Aussagen Comeys vor dem Untersuchungsausschuss unter Eid und zu „100 %” widersprechen wolle, würde ich auch gerne kommentieren Brauchst du nicht, machen wir nur vor Gericht.

Überhaupt frage ich mich, hat Trump denn einen Wahrheitsbegriff, der die Voraussetzung dafür böte, ihn auf eine intersubjektiv überprüfbare Aussage festnageln zu können? Bisher hat Trump mit dem Schlagwort „fake” für alles und jedes jedenfalls deutlich gezeigt, dass seine Wahrheit allenfalls subjektiv existiert – und dann ist es bekanntlich keine.