Neues von der Trumpfbacke

Schauergestalten dieser und der anderen Sorte

Es muss sich ungemütlich anfühlen, wenn der Herr so rumschreit: Großbuchstaben in Emails oder Twitter-Nachrichten sind bekanntlich als Schreien zu werten. Der erste Mitarbeiter Trumps aus seinem Kampagnenstab ist gestern mit Monafort festgesetzt worden. Außerdem wurden dessen Mitarbeiter Paul Gates unter Hausarrest gestellt und schon Anfang Oktober bekannte George Papadopoulos, ebenfalls aus Trumps Wahlkampfteam, dass er das FBI bei Vernehmungen belogen habe und dass er „proactive“ mit Sonderermittler Mueller kooperieren wolle.

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Next exit „Impeachment”?

Kölner singen im Karneval Einmol Prinz ze sin in Kölle am Ring (für Nicht-Rheinländer: Einmal Prinz sein in Köln am Rhein). Damit ist das heimliche Ziel vieler Kölner (Männer) benannt, einmal während des Karnevals vom 11. November bis in den Februar hinein die Repräsentationsfigur des kölschen Karnevals zu sein. Für drei Monate ist dies der Freifahrtschein – außerhalb des normalen Alltagslebens mit seinen Verpflichtungen – seinen Narzissmus, geschäftliche Kontakte und — wenn es gut geht — ein Stück Lebensfreude hemmungslos zu pflegen und zu feiern. Vom Rolleninhaber Donald Trump zum Kölner Prinzen ist es also, wie man sieht (Lebensfreude mal ausgenommen), nur ein kleiner Sprung. Auch wenn die drei Monate Prinzen/Präsidentschaft schon überschritten sind, hätte die Knallcharge Trump mit einem Impeachment doch noch als eine Art Prinz Karneval einen versöhnlichen Abgang nehmen können.

Weshalb könnte sich Trump für ein Impeachment qualifizieren? Fakten und Bewertungen auseinanderzuhalten, ist nicht ganz einfach. Ein Versuch, die Dinge in die Reihe zu bringen:

Oktober 2016: Eigentlich hätte Trump allen Grund Ex-FBI-Chef Comey dankbar zu sein: Dieser war es doch, der im Oktober 2016 auf unwesentlich veränderter Faktenbasis eine neue Untersuchung der Vorgänge um Hillary Clintons Email-Affäre anordnete. Die Wirkung auf die Wähler galt als ausgesprochen nachteilig für Clinton.

Februar 2017: Michael Flynn, ein anderer Mann aus Trupms Entourage, muss nach nur drei Wochen sein Amt als Sicherheitsberater im Weißen Haus niederlegen, nachdem seine Kontaktaufnahme zum russischen Botschafter aufgedeckt wurde, die er zuvor geleugnet hatte.
Ebenfalls im Februar findet ein Treffen zwischen Trump und Comey statt, in dem Trump Comey drängt, die Ermittlungen zu Verbindungen von Trumps Umfeld zu russischen Personen und Einrichtungen während des Wahlkampfes einzustellen. Comey fertigt über diese Unterredung ein Memo an.

13. Mai 2017: Nachdem Comey Trumps Wunsch nicht entsprach, wird er an diesem Tag abgesetzt. Trump ist aber bemüht, seine Initiative für diese Absetzung zu verschleiern, indem er anderen Personen – wider deren Wissen – die Initiative für diese Absetzung zusprach. Gleichzeitig mutete er diesen Personen zu, um gegenüber der Öffentlichkeit Loyalität zum Präsidenten zu wahren, nicht deutlicher ihr Unverständnis oder ihre Benutzung zu brandmarken.

15. Mai 2017: Trump schwadroniert bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Lawrow über Anschlagspläne von IS-Terroristen und offenbart dabei als hochgradig geheim eingestufte Informationen. Besonders pikant und für wohlmeinende Republikaner bestürzend ist der Umstand, dass die Quelle eines befreundeten Geheimdienstes dabei gefährdet wird.

23. Mai 2017: Der frühere CIA-Direktor Brennan qualifiziert eine Untersuchung der Vorgänge, unter denen Geheimdienstinformationen an Lawrow weitergegeben wurden und die möglichen Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam zu Moskau, als „well-founded“.

Inzwischen hat das amerikanische Justizministerium den Sonderermittler Robert Mueller eingesetzt, der alle angesprochenen Vorgänge untersuchen soll und für diese Aufgabe schon mal einen Zeitraum bis 2018 für möglich gehalten hat.

…und in der schönsten aller Welten bricht das Trump mit allen Einzelheiten, die bis dahin offenbar werden, tatsächlich den Hals. Uns und den Amerikanern wäre es zu wünschen.

Grab them by the pussy-Donald ist Präsident

Der erste Impuls: 4 x 12 mal das Wort „asshole” als Kommentar raushauen, am besten in Großbuchstaben für diesen Schmierlappen, einmal pro Monat der bevorstehenden Präsidentschaft. Aber wäre das vielleicht dann doch eher ein ungewollter Kotau vor dem Stammtischniveau, das mit Donald Trump demnächst ins Weiße Haus einzieht…? Wie lässt sich trotzdem auf diesen Mann reagieren, der eine Teflonbeschichtung zu besitzen scheint für alles, was mit Moral und Werten zu tun hat?

Einbinden

wahrscheinlich hat Angela Merkel das einzig Richtige getan, als sie einerseits eine Zusammenarbeit offerierte, diese aber andererseits an die Werte Deutschlands und der Europäischen Gemeinschaft knüpfte, nämlich „Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht sowie der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung”. Man muss aber darauf hoffen, dass Merkel dann, wenn diese Werte vom zukünftigen Präsidenten verletzt werden sollten, nicht nur lauwarme Worte findet wie gegenüber Erdogan.

Mit seinen Versprechungen konfrontieren

Dass ausgerechnet weiße, männliche Arbeiter mit geringer Ausbildung Trump gewählt haben, ist vor allen den Ängsten einer Schicht zu verdanken, die sich in jeder Hinsicht abgehängt fühlt. Aber auch diese werden irgendwann die vollmundigen Ankündigungen („make America great again”) an dem messen, was sie am Monatsende im Portemonnaie vorfinden. Ich hoffe, dass die Demokraten und dort vor allem die Sanders-Leute nicht müde werden, da den Finger in die Wunde zu legen.

Schadensbegrenzung

Gespannt bleibt, wie sich die Republikanische Partei zu Trump stellen wird. (Wahl-)Erfolg wirkt in gewisser Weise korrumpierend, bevor aber die eigene Partei dauerhaft Schaden nimmt, würden sie aber wahrscheinlich auch Trump behindern, wenn dieser völlig aus dem Ruder laufen sollte. International wird Trump, so rabaukenhaft und jenseits von Gut und Böse er sich gerne gibt, dann doch eher früher feststellen, dass er nicht alle gefahrlos vor den Kopf stoßen kann. Hier werden die Zwänge eines Präsidentenamtes zügelnd wirken, die der vormalige Wahlkampfmatador voluntaristisch bei Seite schieben konnte.

Impeachment

Trump hat ein insgesamt ein eher entspanntes Verhältnis zu diversen Gesetzen wie nicht nur seine sexuelle Übergriffigkeit gegenüber verschiedenen Frauen gezeigt hat. Sollte er diese Haltung auch gegenüber Verfassungsgrundsätzen der USA zeigen, gibt es noch das Instrument des Impeachment, mit dem dann gegen ihn vorgegangen werden kann. Immerhin ist damit der amerikanische Präsident Nixon von der Macht entfernt worden.

Nach vorne denken

Dass in Europa Leute vom Schlage eines Nigel Fürdenarsch oder Geert Wilders jetzt „bravo” schreien, war abzusehen. Atmen wir einmal durch, wäre mein Vorschlag, und zeigen, dass Europa und die EU einiges von dem, für das mal die Vereinigten Staaaten von Amerika gestanden haben (Zufluchtsort der Verfolgten, Ort für verschiedene Lebensentwürfe, Achtung der Vielfalt von Sprachen und Kulturen unter dem einigenden Dach einer von allen akzeptierten Verfassung…), besser kann und beobachtbar praktiziert. Und dann warten wir einfach mal ab. Ach ja, amerikanische Produkte muss man ja nicht jeder Zeit kaufen, wir können ja auch mit einem Kaufverzicht oder -aufschub deutlich machen, dass wir die Wähler vom 8.11.2016 nicht verstehen.