Kein Mensch käme auf die Idee, diese sorglosen Bilder mit dem wenige Zeit nachfolgenden, von Deutschen begangenen Völkermord in Verbindung zu bringen: Ein knappes Dutzend Mädchen hat offenbar Spaß auf einer Geburtstagsfeier im Mai 1931 in Berlin. Ich fand diese Bilder ebenfalls im Fotoalbum meiner Mutter, vermutlich aufgenommen von meiner Großmutter. Sie zeigen Lili Cassel (die 1. in der Reihe auf dem obersten Bild), meine Mutter ist dort die vorletzte. Glücklicher Weise konnte Lili Cassel gemeinsam mit ihrer Schwester Ewa zunächst nach England entkommen. Später emigrierte die ganze Familie in die USA.
Im Jahre 1952 heiratete Lili ihren Mann Erich Wronker. In ihrem Berufsleben wurde sie eine anerkannte Illustratorin (u.a. von Kinderbüchern) und professionelle Schriftgestalterin. Ohne besonders religiös aufgewachsen zu sein, zeichnete sie sich auch als Kalligraphin für in Hebräisch geschriebene Texte aus. Bei ihrem Tod im Januar 2019 erhielt sie sogar im der NY Times einen Nachruf. Shalom, Lili

Ein Brief aus dem Jahre 1933 an das Kindermädchen findet sich hier.
Ein Londoner Tagebuch mit zahlreichen Illustrationen aus dem englischen Exil gibt es ebenfalls.