Migration ist wie viele andere soziale Phänomene nach beiden Seiten offen: Sie eröffnet Chancen der Begegnung von Kulturen und Menschen. Sie produziert aber genauso Haltungen und Taten, die eine offene Gesellschaft nicht akzeptieren kann.
Ein Beispiel für Letzteres zeigt der Film “Die Ehre der Familie” (2020, engl. Titel “Honor”). Er macht klar, wie in kurdischen Einwandererkreisen in London männliche Gewalt über Frauen bei kontrollierenden Blicken nicht stehen bleibt, sondern physisch und psychisch manifest wird. Der Plot: Banaz Mahmod ist eigentlich die bravere von zwei kurdischen jungen Frauen in einer Einwandererfamilie. Sie hat sich insgesamt fünf Mal an verschiedene Polizeistellen gewendet unmittelbar nach Prügelattacken oder Erniedrigungen. Keine von denen hat sich zuständig gefühlt und der Not der jungen Frau Beachtung geschenkt, wenn polizeiliche Maßnahmen nicht im Verwaltungsdickicht verebbt sind. Erst Detective Chief Inspector Goode ahnt die bedrohliche Situation und setzt alles daran, die Vorgänge um Banaz aufzuklären.
90 Minuten zeigen, wie Goode auch aus dem Polizei- und Staatsanwaltsapparat immer wieder behindert wird, was sie aber nicht aufgeben lässt. Ebenso rennt diese bei der Familie der Frau gegen eine Wand. Neben Goode sind ein kurdischer Übersetzter und eine kurdische Gemeinwesenarbeiterin die Sympathieträger des Films. Die reale Ermittlerin, Caroline Goode, der die Filmgeschichte folgt, wurde mit der Queen’s Police Medal geehrt.
Noch bis 27.3.2021 in der arte mediathek, sehr zu empfehlen neben dem vielen Halbgaren, was die Öffentlich-Rechtlichen produzieren.