für Paul S.
Der unangenehme Teil der Wanderleidenschaft besteht darin, dass der Körper – zumal wenn er mehr als 60 Jahre zählt – nicht mehr alles wegsteckt, was man ihm im Wandern zumutet.
In dieser Hinsicht habe ich im vergangenen Sommer drei Fehler gemacht:
- Wir haben – was bisher nie ein Problem war – unser gesamtes Gepäck auf dem West Highland Way (ca. 10 kg) während der kompletten Wanderung im Rucksack mitgenommen. Auf einer besonders rasch absolvierten Etappe von 26 Kilometern, die wir wegen des aufkommenden Regens besonders zügig abgerissen hatten, trat dann als erster Belastungshinweis eine Krampfader bedrohlich aus dem Unterschenkel heraus. Wir hätten aber die Möglichkeit gehabt, ganz oder teilweise einen Transportservice in Anspruch zu nehmen. Fehler #1
- Wohlmeinende Mitwanderer aus Nord-Irland, die jetzt in der Schweiz wohnen, hatten mir einen Wanderstock ausgeliehen, vielleicht auch ein bisschen aufgedrängt. Was sich anfangs als ganz angenehm bei Abwärtsstrecken anfühlte, wurde auf den letzten 2 1/2 Tagen der Wanderung zu einem Problem. Ich sah wohl wie ein wandelndes Fragezeichen ein, so schief war meine gesamte Körperhaltung. Fehler #2
- In Inverness, wo wir am Tag nach der Wanderung Zwischenstation machten, besuchten wir den empfehlenswerten Folk-Klub Hootananny (Innenstadt, Nähe Ness). Am Ende des Abends, es spielte eine Jugendmannschaft von Feis Rois Org, wurde getanzt. Mir war echt nicht nach tanzen zumute. Kurz vor Schluss wurde ich jedoch von einer Französin zum Hüppetanz aufgefordert. Ich mochte der jungen Frau keine Abfuhr geben und ließ mich auf das Hüpfen ein. (Ey, Mann, was man auch im Alter noch für Dummheiten machen kann…) Am nächsten Tag waren linkes und rechtes Knie in einem unerfreulichen Wettbewerb, wer dicker sein durfte. Mit Eis-Kühlen und 2 Tagen Bettruhe ließen sich die Schmerzen so runterdimmen, dass ich zumindest kleine Strecken bewältigen konnte. Fehler #3
Zurück in Köln war es nach wie vor so, dass die Knie Flüssigkeit eingelagert hatten und mal mehr, mal weniger schmerzen. Das ließ sich auch mit Bauerfeind-Manschetten nur begrenzt verbessern. Besonders unangenehm war es, treppab zu laufen. Ein Lob dem Aufzug im Haus!
Nach vielem Antichambrieren, Rumtelefonieren war dann tatsächlich nach Tagen oder gefühlten Wochen ein Orthopäde außerhalb des Hausärztlichen Notdienstes (Kortisonspritze i.m.) zu finden, der sich der Knie etwas gründlicher annahm. Röntgenbilder und ein MRT förderten zutage, dass mein linkes Knie (das rechte war anfangs das stärker geschwollene) folgenden Befund erhielt:
Meniskopathie Grad III am lnnenmeniskushinterhorn, im übrigen Grad II. Chondropathie Grad III im Femorotolabialgelenk. Chondropathia patellae Grad III. Kleiner Reizerguss. Kleine Plica synoviales parapatellare lateralis.
Die verabreichte Therapie bestand dann darin, dass noch einmal lokal Cortison in das stärker schmerzende linke Knie gespritzt wurde, was tatsächlich zu einem deutlichen Nachlassen der Schmerzen beim Gehen führte. Treppen ließen sich irgendwann auch ohne nachgeschleiftes stärker schmerzendes Knie bewältigen.
Die augenblicklich eingehaltene Therapie lautet: Einnahme von Karazym (eine Packung aufgebraucht) oder jetzt von Orthomol arthroplus. Karazym habe ich auch in Belastungssituationen (=Wandern) noch einmal genommen. Daneben vermeide ich im Fitnesscenter alles, was die Knie besonders belastet, und halte nach Wandertagen erst mal einen Ruhetag ein. Resultat? Die Knie muckeln nur gelegentlich. In Irland, nach einem Abstieg, der stundenlang über eine Steinpiste führte, merke ich dann aber auch mehr. Es wäre schön, wenn ich wieder so schmerzfrei werden könnte, dass leichtes Joggen im Park drin wäre. (Werde ich aber vorher ärztlich abklären.) Dazu kommen Behandlungen in einer Osteopathie-Praxis, von denen ich allerdings erst eine gehabt habe.
Was sind die geschätzten Erfahrungen der Netzgemeinde in ähnlichen Fällen?