Feinrippt Lindner

Mit viel pseudo-staatsmännischem Gehabe ist also der aktuelle Jungspund der FDP, Christian Lindner, gestern Nacht vor die Presse getreten und hat diesen Satz rausgehauen: „Wir werden unsere Wähler nicht im Stich lassen, indem wir eine Politik mittragen, von der wir nicht überzeugt sind.? Entschuldigung, worum geht es noch mal bei Politik? In Auseinandersetzung mit anderen politischen Kräften versucht jeder, soviel von seiner Programmatik umzusetzen, wie möglich (legitim). Aber selbst FDP-Wählerinnen und -Wählern ist sonnenklar, dass dies eben nicht die komplette Umsetzung der jeweils eigenen Parteiprogrammatik in ein Regierungsprogramm sein kann. Die FDP hatte immerhin mit CDU und CSU zwei Parteien an ihrer Seite, mit denen es in der Vergangenheit und auch in der aktuellen Programmatik immer eine beachtliche Schnittmenge gegeben hat. Es ehrt hier die Grünen, dass sie wohlabgewogen viel Flexibilität zugunsten einer Regierungsbildung aufgebracht haben, und nicht – wie manche im vorhinein vielleicht geunkt hätten – die Sollbruchstelle in diesen Sondierungsgesprächen gebildet haben.

Vieles im Verlauf der immerhin mehr als sechswöchigen Gespräche spricht dafür, dass von Seiten der FDP nie ernsthaft geplant war (oder nur zum Preis der Selbstaufgabe der anderen Parteien), in eine gemeinsame Regierung einzutreten. So hat die FDP in Fragen der Zuwanderung ausgerechnet dann, wenn die CSU sich ein wenig bewegt hat, wieder die alten Positionen dieser Partei übernommen.

Die Zeiten, in denen die FDP von honorigen Leuten wie Gerhard Baum, Ralf Dahrendorf, Hildegard Hamm-Brücher oder Burkhard Hirsch vertreten wurde, sind offenbar endgültig vorbei und werden nicht wiederkehren. Hoffen wir, dass die Wählerinnen und Wähler bei der nächsten Wahl den selbstbezogenen Karrieristen der FDP eine gründliche Abfuhr erteilen und die FDP wieder in den sicheren Hafen der Bedeutungslosigkeit (was spricht gegen 4 %?) einkehren lassen.

Süddeutschland Herbst ’17

Horb Glotzhausen

Süddeutschland ist meistenteils so schön, wie unsere Fahrt in den Herbstferien nach Deidesheim und an den Bodensee wieder gezeigt hat, dass ich mich manchmal frage, ob es weiter südlich nicht auch oder vielleicht sogar besser gegangen wäre. Der Reset-Knopf für’s Leben ist aber noch nicht erfunden, glücklicherweise vermutlich.

Was mich allerdings auf einem Abstecher von der Autobahn nach Horb / Neckar schockiert hat war, wie systematisch große Teile des Gesichts dieser Stadt dadurch verunstaltet waren, dass einscheibige Fenster in sehr, sehr viele Häuser eingesetzt worden waren. Diese verschaffen der Stadt ein glotzäugiges Ansehen. Kein Wunder, dass der Wirt eines Restaurants, in dem wir uns einen Kaffee genehmigten, darüber klagte, dass von 40 Restaurants und Wirtschaften der Stadt die meisten zugemacht hätten. Liebe Horber*innen: Bitte überlegt bei der nächsten anstehenden Renovierung eurer Häuser, ob Fenster mit Sprossen (müssen noch nicht mal fensterteilend sein) euren Häusern nicht doch besser zu Gesicht stehen. Es wäre doch schön, wenn sich alle beim Herumstreifen in eurer Stadt wohl fühlen würden und nicht so schnell wie möglich diese unwirtliche Umgebung verlassen möchten.